The Routledge History of Literature in English. Britain and Ireland


Baugh, Blamires, Burgess – alle gehören sie der Vergangenheit an. Allenfalls in den Daten englischer & amerikanischer Literatur (dtv) blättere ich noch, aber wenn es um systematisches Wiederlesen von Literaturgeschichte geht, dann sind Sie mit dem vorliegenden Band bestens beraten.
Carter und ...

 

Baugh, Blamires, Burgess – alle gehören sie der Vergangenheit an. Allenfalls in den Daten englischer & amerikanischer Literatur (dtv) blättere ich noch, aber wenn es um systematisches Wiederlesen von Literaturgeschichte geht, dann sind Sie mit dem vorliegenden Band bestens beraten.

Carter und McRae haben auf ungemein lesbare Weise einen Überblick geliefert, der nicht nur "die üblichen Verdächtigen" der Literatur behandelt, sondern auch Randgruppen, Regionalliteraturen, marginalisierte Literaturen. Auch die Neuauflage (mit einem Vorwort des leider viel zu früh verstorbenen Malcolm Bradbury) zeichnet sich wiederum dadurch aus, dass die Gegenwart gut vertreten ist (rund 100 Seiten für die Literatur ab 1945), die language notes, die das Buch durchziehen, wurden erweitert, die Timeline am Ende des Bandes wurde ausgebaut.

Natürlich merkt man immer wieder, dass das Prinzip der Aufzählung aus Literaturgeschichten nicht wegzukriegen ist, aber Carter und McRae unterbrechen es mit interessanten Hinweisen und vielen, vielen Beispielen aus der Primärliteratur. Vor allem im Mittelfeld drängt es sich, während bis zum Age of Enlightenment noch das Gefühl der Überschaubarkeit vorherrscht. Und bei der Gegenwart wird's natürlich spannend, weil sich das "Wen-haben-Sie-ausgelassen?"-Spiel spielen lässt.

Für eine einbändige Literaturgeschichte sind die beiden Autoren ziemlich gründlich. Da gibt es gar eine Seite über Jugendliteratur (Rowling ist enthalten), was für Literaturgeschichten doch eher untypisch ist, ja, da wird sogar Zephaniahs (durchschnittliches) Jugendbuch "face" erwähnt.

Hingegen: Beim Drama fehlen zB Peter Barnes und Simon Gray (dafür ist Ravenhill da); bei der Lyrik fehlt (für mich nur, nehme ich an) Jim Burns, dessen "A Goldfish Speaks From Beyond the Grave" manchen aus dem alten MYW vertraut ist; beim Roman hingegen können wir einander hübsche Listen an den Kopf werfen. Wieso fehlen beispielsweise Banville, Coe, Elton, Fitzgerald, Stephen Fry, Glaister, Lively, Mills, Mortimer, Russell (der fehlt auch als Dramatiker), Self, Townsend, J. Trollope? Andererseits finden sich Banks, Barker, Lanchester, Palliser, der absolut witzige Brookmyre, und vor allem der ganz großartige Jim Crace.

Sie sehen also: Das Vergnügen darüber nachzudenken, wen Sie hineinreklamieren möchten, bleibt erhalten. Ich bin überzeugt, dass manche Leser/-innen sehr bedauern, dass John Trevisa (gest. 1402) oder William Collins (1721-1759) nicht erwähnt werden, aber die meisten werden ihr Quizwissen doch lieber bei der Gegenwartsliteratur ausleben wollen.

Carter und McRae bieten allen etwas: den Neulingen, den Vergleichenden, den Wissenden, den Bluffenden, den Blätternden. Was immer die Autoren bieten – es wird die Liebe zur Literatur hinter ihren Worten spürbar. Und obendrein macht das Buch neugierig auf zahlreiche andere Bücher. Dass Carr eine campus novel geschrieben hat, war mir neu; dass ich endlich A. L. Kennedy lesen sollte, wurde mir bestätigt. Und dass Dacres "Zofloya" (1806) "The Monk" von Lewis an gothicism sogar noch übertrifft, muss ich schleunigst überprüfen...

Kurzum: Ob Sie nun Anglistik studieren oder studiert haben, ob Sie an englischer Literatur flüchtig oder ernsthaft interessiert sind: Die Routledge History of Literature in English gehört in Ihre Bibliothek – zum Lesen, Blättern, Nachschlagen, Appetitanregen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/sachbuch/detail/the-routledge-history-of-literature-in-english-britain-and-ireland.html
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