The City of Falling Angels

Passenderweise habe ich mir das Buch eher zufällig in Venedig gekauft, ohne wirklich zu bemerken, dass es sich um ein anekdotisches Sachbuch handelt, nicht um einen Roman. Macht nichts, darf ich nach der Lektüre erklären: Für regelmäßige Venedig-Reisende ist es auf jeden Fall interessant, wenn a ...

Passenderweise habe ich mir das Buch eher zufällig in Venedig gekauft, ohne wirklich zu bemerken, dass es sich um ein anekdotisches Sachbuch handelt, nicht um einen Roman. Macht nichts, darf ich nach der Lektüre erklären: Für regelmäßige Venedig-Reisende ist es auf jeden Fall interessant, wenn auch etwas zu lang (und vielleicht sogar zu geschwätzig) geraten.

Es beginnt mit dem Brand des La Fenice im Jänner des Jahres 1996 und endet etwa 2003, also zu dem Zeitpunkt, da Ricardo Muti bei der Wiedereröffnung dirigierte. Dies ist ein Strang – der Theaterbrand. Was uns als ausgemachte Sache gilt, dass nämlich zwei Elektriker den Brand gelegt hätten, stellt sich in Berendts Buch doch um einiges komplexer dar. Immerhin ist Venedig, das wissen sogar Donna-Leon-Leser/innen, ein Netz der feinen Intrigen, der Andeutungen, des Innuendo, der subtilen Machtkämpfe. Dass dem so ist, zeigt Berendt immer wieder – er zeigt aber auch die laute Art der Amerikaner, die unverhohlen um Prestige kämpfen, vor allem dann, wenn es um Ruhm und Ehre bei Rettet-Venedig-Initiativen geht. Graf Volpi, Sohn des in Ungnade gefallenen Gründers der Filmfestspiele und Finanzministers von Mussolini, empfiehlt mehr Zurückhaltung: Man möge doch Paris retten. Faschistische Nachwehen gibt es auch im Kapitel über Ezra Pound und die dubiose Stiftung, die seiner Gefährtin Olga Rudge Dokumente abgeluchst hat.

Die sind nur einige Beispiele – Berendt versorgt uns mit zahllosen weiteren Geschichten, etwa die vom Tod des Poeten Stefani, vom Schicksal des Palazzo Barbaro unter der Curtis Familie, von den Intrigen um das Erbe des großen Glaskünstlers Seguso, den Strategien des Rattenvernichters Massimo Donadon.

Da sich unsereins vermutlich nie in diesem Venedig bewegen wird, können wir also das Buch unbesorgt als eine gehobene Klatschpostille einerseits, als Ansammlung von (nützlichen) Geschichten über Venedig andererseits lesen. Das Schöne für mich ist – Venedig ist unerschöpflich, und jeder Besuch macht neugieriger.

New York: Penguin 2006

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2007
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/sachbuch/detail/the-city-of-falling-angels.html
Kostenpflichtig
nein