The Bookseller of Kabul

Das Buch ist zwar ein norwegischer Megaseller, passt am Rande aber doch gut zur "I love books" Unit in MYW – und ist auch sonst lesenswert.
Seierstad hängt ihren Bericht über Afghanistan unter den Taliban an der Familie des erfolgreichen Buchhändlers Sultan Khan auf, der für seine Bücher (und s ...

Das Buch ist zwar ein norwegischer Megaseller, passt am Rande aber doch gut zur "I love books" Unit in MYW – und ist auch sonst lesenswert.

Seierstad hängt ihren Bericht über Afghanistan unter den Taliban an der Familie des erfolgreichen Buchhändlers Sultan Khan auf, der für seine Bücher (und seine Geschäftsinteressen) ein Leben lang große Risken einging, einige Zeit im Gefängnis verbrachte, weil er missliebige Literatur verkaufte, ein religiös-liberaler Patriot ist – seine (Groß)Familie aber mit eisern-patriarchalischer Hand regiert. Insofern erinnert er an Abd al-Gawwad in Machfus' großartiger Kairo-Trilogie. Auch die echte und tiefe Verwurzelung (?Verfangenheit) im Islam, die Doppelbödigkeit, vor allem aber die Unterdrückung der Frau erinnert an Machfus – was den Schluss nahe legt, dass hier nicht von Ausnahmen, sondern von festen Bestandteilen der (sehr traditionellen) islamischen Welt die Rede ist. In zahlreichen Vignetten macht uns Seierstad mit der systemischen Unterdrückung der Frau, mit den Ambitionen jener, die in einer von Kriegen geschüttelten Gesellschaft leben, mit den geheimen Wünschen und Sehnsüchten von Jugendlichen vertraut. Dabei tun sich nicht nur riesige Gegensätze, sondern auch Gemeinsamkeiten mit einer westlichen Welt auf.

Spannende Lektüre ist das Buch allemal, verständlich ist auch, dass Herr Khan sich düpiert fühlt, wurde doch seine Gastfreundschaft bis zu einem gewissen Grad missbraucht. Verständlich, dass das Buch bei uns zu einem Bestseller wurde, weil doch einigermaßen einfühlsam und fair bei uns jener 'frisson' erzeugt wird, der uns dann aufatmend die westliche Gesellschaft begrüßen lässt. So besehen ist dies affirmative Literatur in Reinkultur. Dennoch – äußerst lesenswert, solange wir das Buch nicht als das letzte Wort zu Afghanistan begreifen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.01.2006
Link
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