Mit "Eats, Shoots & Leaves", dem Rettungsversuch zur Zeichensetzung, hat Lynne Truss ja einen Sensationserfolg gelandet, ist doch die Zeit, als die korrekte Interpunktion wichtig und ein essentieller Teil der Bildung war, in den Köpfen damit verbunden, das "damals" halt alles "noch besser" war.

Ein ähnlicher Erfolg wird diesem Buch beschieden sein, denn es geht um (Un)Höflichkeit, und wer das Gejammer kennt, dass die Kinder ja "in der Schule" (sic!) nichts mehr lernen, sprich, Plätze in der Straßenbahn für missmutige Alte frei machen und dergleichen, der kann leicht einen Verkaufserfolg prognostizieren. Ganz so leicht macht es sich Truss natürlich nicht, aber sie ortet natürlich fast überall die Eff-Off-Society und macht selbstbezogenes Konsumverhalten, Handy und Computer, allgemeine Patzigkeit und nicht zuletzt die gespaltene englische Seele (viel Einigelhöflichkeit kennt als Kehrseite die Aggression) dafür verantwortlich.

Das liest sich eine Zeit lang ziemlich amüsant, wird aber dann doch ein bisschen ermüdend. Um die 200 Seiten zu füllen muss Lynn auch ein paar Idiosynkrasien (Warum sollen sich die Leute nicht ihre eigenen Erdbeeren pflücken, wenn sie es erstrebenswert finden?) einschmuggeln, und mit der Zeit beschleicht einen doch das Gefühl, dass alles ein bisschen mühsam zusammengetragen wurde. Man kann neugierig sein, welchem Thema sie sich als nächstes zuwenden (muss?) um die Marke Lynn Truss noch weiterhin gewinnbringend zu vermarkten. Pünktlichkeit? Wandern im Hochmoor? Buchproduktion? Oder die Lettermann-Show (der der Titel entlehnt ist). Wetten werden angenommen.