Nennen wir also die Fast-so-etwas-wie Memoiren ein Sachbuch, denn wir erfahren unglaublich viel über ‚racewalking‘, auch wenn das fast ausschließlich in Zusammenhang mit Block steht, den ich vor allem als Autor der Bernie Rhodenbarr-Serie, aber auch wegen vieler anderer seiner Krimis überaus schätze (bei der Keller-Serie muss ich noch aufholen).

Nachdem sich Murakami (s. Archiv) als Läufer enttarnt hat, verfolgen wir nun die Lauf- und Schnellgehkarriere des Lawrence Block, und es ist unglaublich, welche Obsessionen in beiden Fällen damit verbunden sind. Wollten Sie schon je ein Centurion (jemand, der 100 Meilen geht) werden? Wollten Sie je von Marathon zu Marathon reisen? Racewalkers tun das offensichtlich, denn kaum sind sie mit der einen Veranstaltung fertig (50-mal dieselbe 2-Meilen-Runde gehen), machen sie sich auf zum nächsten Event. (Sollten Sie auch nur die Regung verspüren, meiden Sie das Buch, sonst haben Sie eine neue Obsession.) Wir verfolgen also, wie gesagt, die Bewegungskarriere des Lawrence Block – und das ist tatsächlich über weite Strecken ziemlich spannend. Nur gegen Schluss wird’s ein bisschen wie ein mühseliger Lauf, da kommt dann doch etwas von einem Durchhänger.

Was natürlich wirklich interessant daran ist, das sind die vielen Einschübsel über Blocks Leben, seine Art zu schreiben, seine Höhen und Tiefen, kurzum, sein Quantum an Lebensweisheit, das er uns mitliefert. Erstaunlich dabei ist, wie professionell er sein Schreiben angeht – da werden für „Hit & Run“ (s. Archiv) fünf Wochen eingeplant, in drei ist er aber schon fertig – mit einem NYTimes Bestseller. Routine, konsequentes Arbeiten – und keine Ambitionen, ein neuer Faulkner zu werden, das scheint das Rezept.

Wer also soll das Buch nun lesen? Alle Block-Fans, nehme ich an; alle Racewalker vielleicht. Alle, das sind schon wenige, die eine Diplomarbeit über Schriftsteller in Bewegung schreiben; und vielleicht jene, die sich die paar Seiten über die Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela vergönnen wollen. Das sind aber ohnehin schon ziemlich viele.

New York: William Morrow 2009; pp. 365