SCHULHEFT 136. Bildungsqualität

„Vom Wiegen wird die Kuh auch nicht fett“ habe ich andernorts gelesen. Aber dennoch wird gemessen und gewogen und evaluiert, dennoch werden Vorgaben, Zielvorstellungen, Parameter kreïert, weil man einfach wissen will: Wie zufrieden ist die Kundschaft? Und wie ist es mit der ‚accountability‘? Wen ...

„Vom Wiegen wird die Kuh auch nicht fett“ habe ich andernorts gelesen. Aber dennoch wird gemessen und gewogen und evaluiert, dennoch werden Vorgaben, Zielvorstellungen, Parameter kreïert, weil man einfach wissen will: Wie zufrieden ist die Kundschaft? Und wie ist es mit der ‚accountability‘? Wen mache ich verantwortlich, wenn etwas nicht passt? Nestroy wusste es damals schon: „Waun er nix kann, mein Hansi, gaunds allanig schuld san Sie.“

Jetzt will man’s halt genauer wissen, was die sog. Bildungsqualität ausmacht – und kommt doch wieder nicht so recht drauf, weil man, wie Ribolits, dessen Aufsätze immer lesenswert sind, zeigt, dass man bei diesen „Plastikwörtern“ sehr schnell an Grenzen – oder ins Uferlose - stößt.

Knapp ein Dutzend Beiträge versammelt das neue schulheft, und ich lege sie den Lehrerinnen und Lehrern nachdrücklich ans Leseherz, denn neben der Ebene des Jammerns, was uns alles zugemutet wird, gibt es auch den kritischen Diskurs, und mit diesem Heft können Sie kenntnisreich einsteigen.

Wie Herbert Altrichter in seinen Arbeiten zu School Governance im österreichischen Bildungssystem (vgl. auch Neue Steuerung im Schulsystem: Ein Handbuch, 2010) gezeigt hat, befinden wir uns ja in einem Paradigmenwechsel, mit dem wir u.U. nicht so leicht zurechtkommen; ein Beispiel für den Wandlungsgedanken ist da etwa Schirlbauers Beitrag (wie immer: leicht larmoyant). Tatsache ist – so auch Horvath in seinem Aufsatz: Die Bildungsstandards sind gekommen, um zu bleiben; dass sie uns z.T. zu starrenden Kaninchen machen; dass sie zum falschen Zeitpunkt erhoben werden, das sei hier nur nebenbei angemerkt. Dass Vereinheitlichungen eine Qualitätssteigerung bedeuten, kostet mich nur einen Lacher. Dass eine Größe nicht für alle passt, zeigen Hörmann und Hopmann; dass „Unternehmertum“ bei den Neustrukturierungen bejubelt wird, ohne dass die Qualität des Begriffs hinterfragt wird, merkt Sertl an. Dass wir über die Qualität der universitären LehrerInnenausbildung kaum empirische Befunde haben, zeigt Monika Hofer; dass wir dafür hingerotzte Befunde in Tageszeitungen haben, sage ich.

Kurzum – für mich beweist dieser höchst lesenswerte Band, dass es zwar den Diskurs gibt, dass aber der Worte nicht genug gewechselt sind und dass wir wenig Taten sehen. Und wenn, dann sind sie (siehe Zentralmatura) derartig rudimentär-selbstbejubelnd, dass es eigentlich peinlich ist.

Ich entlasse Sie mit dem schönen Zitat, das Hörmann/Hopmann anführen: „Wollen wir wertschätzen, was wir messen; oder wollen wir messen, was wir wertschätzen?“ Nachdenken, bitte.

(Hrsg. von Evelien Christof et al.).- Innsbruck: StudienVerlag 2009; S. 137

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.02.2010
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/sachbuch/detail/schulheft-136-bildungsqualitaet.html
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