Pomodoro! A History of the Tomato in Italy

Mehr als 15 Seiten Literaturverzeichnis, mehr als 20 Seiten Index – ernsthafter kann man sich dem Paradeiser (oder der Tomate = tomatl aus dem Aztekischen) nicht nähern. Aus der Neuen Welt in die Alte Welt, dort lange ignoriert, nunmehr unverzichtbar für zahlreiche Gerichte und ein riesiger Wirt ...

Mehr als 15 Seiten Literaturverzeichnis, mehr als 20 Seiten Index – ernsthafter kann man sich dem Paradeiser (oder der Tomate = tomatl aus dem Aztekischen) nicht nähern. Aus der Neuen Welt in die Alte Welt, dort lange ignoriert, nunmehr unverzichtbar für zahlreiche Gerichte und ein riesiger Wirtschaftsfaktor – Gentilcore zeichnet auf unterhaltsame und kenntnisreiche Weise den Weg der Paradeiser nach. Wer hätte gedacht, dass der Siegeszug erst Ende des 19. Jahrhunderts begann, dass der Paradeiser lange verpönt war (weil eine kalte und feuchte Speise, ergo gesundheitsschädlich), dass er in Stilleben kaum auftauchten, dass die Industrialisierung nicht nur Aussehen, sondern auch Geschmack verändert hat, dass der Feind italienischer Produktion China ist, dass die Taglöhner nach wie vor wie Sklaven gehalten werden etc. etc.

Ein kulturgeschichtliches Werk wie dieses lesen heißt, sich der Tatsache bewusst werden, dass man schlichtweg alles recherchieren muss, um ein gelungenes Endprodukt vorzulegen. Gentilcore sieht sich nicht nur in historischen Texten, medizinischen Abhandlungen, Kochbüchern, Statistiken etc. um, er durchforstet auch Romane, Gedichte, Filme, studiert Bilder (ob er wohl sagt: „Kinder, heute auf ins NN-Museum, schaut, ob ihr wo einen Paradeiser in einem Bild seht!?“), Tageszeitungen, Journale. Gleichzeitig muss man immer auf Wechselwirkungen achten – wie sehr wird das Studium des Paradeisers auch zum Studium der Pasta? Wie sehr muss ich mich mit Produktion und Vertrieb überhaupt auseinandersetzen? Der Rolle der Mafia dabei? Kurzum, es ist ein fast endloses – und ungeheuer spannendes - Unterfangen.

Wie schön, dass es in dieser Reihe (Hrsg. Albert Sonnenfeld) noch eine Vielzahl anderer Bücher zur Geschichte der Kulinarik gibt; für mich steht jedenfalls fest: Im nächsten Leben werde ich ‚food historian‘.

P. S. Wer sich für Heimisches interessiert, der schaut beim Paradeiserpabst Stekovics vorbei (http://www.stekovics.at/).

New York: Colombia University Press 2010; pp. 254

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2010
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https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/sachbuch/detail/pomodoro-a-history-of-the-tomato-in-italy.html
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