Wiederlesen – außer aus professionellen Gründen – ist seit etwa 200 Jahren im Absinken begriffen, und dennoch können sich viele Menschen offensichtlich nicht der Faszination des Wiederlesens entziehen. Denken Sie nur an die Jugendlichen, die gleich dreimal hintereinander einen Harry Potter-Band lesen, auch wenn sie die Handlung schon genau kennen. Es ist die Freude am Wiedererkennen und Wiedersehen, die die Wiederleser/innen treibt – und die Neugier, ob das Buch noch hält, was es einst geboten hat.
Nach einem allgemeinen Diskurs zum Thema liefert uns Spacks eine Handvoll von Wiederlese-Kapiteln, und es zeigt sich, dass manche Erwartungen enttäuscht, manche übertroffen werden. Wiederlesen? Jane Austen und Henry Fielding ja, Kingsley Amis schon weniger, Salinger eigentlich gar nicht. Ich verzichte jetzt darauf, all die wiedergelesenen Bücher aufzuzählen, die Spacks nennt, aber es ist eine vergnügliche Reise in die (eigene) Lesevergangenheit, und es lassen sich die gemeinsamen Leseerfahrungen gar hübsch vergleichen. Gleichzeitig gibt es aber auch Neuentdeckungstipps: ich habe mir zB nach der Lektüre dieses leichten und angenehmen Buches Inchbalds “A Simple Story” bestellt. Jetzt muss ich den Roman erst mal lesen, damit ich ihn wiederlesen kann!

Cambridge, Mass: Harvard Univ. Press 2011; pp. 280