Obsession. A History

“We live in an age of obsession.” Da ich diesen Satz nur unterschreiben kann, zumal ich mit meinen Obsessionen – wenn auch nicht immer – ganz glücklich leben kann, war ich natürlich neugierig auf das Buch – und wurde nicht enttäuscht. Wie es sich gehört, legte ich sofort alle andere Lektüre beis ...

“We live in an age of obsession.” Da ich diesen Satz nur unterschreiben kann, zumal ich mit meinen Obsessionen – wenn auch nicht immer – ganz glücklich leben kann, war ich natürlich neugierig auf das Buch – und wurde nicht enttäuscht. Wie es sich gehört, legte ich sofort alle andere Lektüre beiseite, um mich den Obsessionen zu widmen.

Wie der Zusatz “A History” schon vermeldet, sind Obsessionen nichts Neues, aber Davis zeigt auf eine faszinierende Art und Weise, wie die Begrifflichkit erst entdeckt wurde. Eine kleine Leidenschaft, eine sachte Obsession konstituiert nicht OCD (obsessive-compulsive disorder). Erst die Wechselwirkung von Tatsache und Wahrnehmung bringt uns ins Reich der Klassifikationen, wenn auch nicht ins Reich der krankhaften Störung; nicht alle Besessenene nehmen die Besessenheit wahr, obwohl es doch erstaunlich ist, wie viel Selbsteinsicht immer wieder durchschimmert.

Davis wählt einen “biocultural approach”, d.h. wir bekommen mehr als nur erzählte Kulturgeschichte oder erzählte Psychiatrie. Vielmehr macht er uns mit dem Wechselspiel von zahlreichen Faktoren bekannt, in denen erst Obsession gedeihen kann, selbst auch nachträglich beschrieben werden kann. Nach einer allgemeinen Eingrenzung und einem Kapitel über Monomanien folgt ein sehr interessanter Abschnitt über Graphomanie, das zwanghafte Schreiben großer Romanciers des 19. Jahrhunderts, und über die Bibliomanie. Naturgemäß ist das nächste Kapitel (in historischer Abfolge) Sigmund Freud gewidmet, es folgen ein Abschnitt über sexuelle und erotische Obsession und ein sehr interessantes Kapitel über Obsession und visuelle Kunst (zB Klinger, Lombardi, DeFeo). Im Ausblick erfahren wir auch noch, dass sich die OCD-Diagnosen in den letzten 30 Jahren versechshundertfacht haben, womit garantiert ist, dass man sich noch auf vielfältige Art mit dem Thema beschäftigen wird können.

Wer sich also Anregungen für Arbeiten (uind Obsessionen) aller Art holen will, der sollte sich das Vergnügen, dieses Buch zu lesen, gönnen.

 

Chicago&London: The University of Chicago Press 2008; pp. 290

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2009
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/sachbuch/detail/obsession-a-history.html
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