Gifted and Talented Education

Autor KERR, Barbara (ed.)

Verlag London: SAGE 2014

Wenn Sie da je hineinlesen wollen, dann muss es wohl in der Bibliothek sein, denn kaum jemand wird sich dieses Monumentalwerk leisten wollen. Im Grunde genommen ist es auch „nur“ eine Sammlung von 80 mehr oder minder bedeutsamen Aufsätzen zwischen 1935 und 2013 (wobei 1935 ein ferner Eckpunkt ist).

Versammelt sind so ziemlich alle wichtigen Namen der amerikanischen Forschung, von Terman, Renzulli, Reis, Torrance, Assouline, VanTassel-Baska, Gagné, Rogers, Gardner – you name it.

Jeder der Bände ist einem bestimmten Thema gewidmet; Band 1: Assessing Intellectual Giftedness and Academic Talent; Band 2: Educating Gifted and Talented Students; Band 3: Creativity; Band 4: Guiding Gifted and Creative Students. Glauben Sie nicht, ich habe mich durch alle Artikel peinlich genau durchgearbeitet – dazu versteh ich zu wenig von Medianen, Koeffizienten, Abweichen, F-Ratio (oder von mir aus auch Klirrfaktoren). Dennoch kann ich sagen: Hut ab vor so viel Forscher/innengeist, noch dazu bei Langzeitstudien. Aber wie so oft ist der Succus aller Wissenschaften: Die einen sagen so und die anderen sagen so. Wobei hier doch ein paar Grundpfeiler zementiert werden: Akzeleration und Enrichment sind gut, Inklusion lieben die weniger Begabten, aber nicht die Überflieger. Clustering innerhalb des Klassenverbands ist die billigste (und wohl auch am wenigsten effektive) Variante der Begabtenförderung. Der gender gap in MINT-Fächern schließt sich bei Begabten, trotzdem gibt es noch genug gaps. Und und und.

Die wesentlichste Erkenntnis aber: Nix Genaues wissen wir nicht. Bei Begabung, bei Kreativität stehen wir vor mehr Rätseln als Erkenntnissen. Wie viele zu ‚eminence‘ gelangen – und dort auch bleiben – wer kann das schon sagen? Wer kann schon sagen, was in welchem Kontext ‚eminence‘ ist? Und und und.

Zwei Dinge können wir aber festhalten: Die Begegnung ist bedeutsam – die zwischen den Peers, die mit den entsprechenden Lehrerinnen und Lehrern (entsprechend ist z. B. interessiert, neugierig gar, respektvoll, flexibel, diskursfähig), die zwischen den Lernenden und der Materie.

Das andere ist: Noch viele Forscher/innengenerationen können sich ihren akademischen Ungestüm am Thema abarbeiten, zumal eine Testbatterie nie genug ist. Fröhliches Forschen allerseits!

P. S. Mit den vier Bänden sind Sie noch gar nicht in die europäische, fast gar nicht in die asiatische Diskussion eingestiegen; welch weites Feld der Betätigung!

P. P. S. Und noch etwas zur Abschreckung/Anregung. Der Artikel von Subotnik et.al (2011) zählt mit seinen 69 Seiten zu den längsten. Ergänzt wird er um ein Literaturverzeichnis von 24 Seiten!!

4 vols. | pp. 2969

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.02.2017
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/sachbuch/detail/gifted-and-talented-education.html
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