Diesmal war Bryson in Australien unterwegs, und er hat einen für ihn eher untypischen Bericht geliefert. Die Stellen, wo er über hohe Eintrittspreise jammert, sind an einer Hand abzuzählen, und die einzige vernichtende Kritik betrifft ein Hotel in Darwin.

Ansonsten wird er nicht müde, die Vorzüge Australiens zu preisen: die Weite, die Entrücktheit aus Zeit und Raum, wie wir sie kennen, die Freundlichkeit der Leute. Selbst die mehrfache Aufzählung von gefährlichen Tieren oder anderen Lebensformen, die einem in Sekundenschnelle den Garaus machen können, enthält einen fast ironischen Unterton. Kurzum, Bryson war mit seinen Reisen zufrieden wie selten zuvor.

Den Bericht würzt er mit zahlreichen Anekdoten und tall tales, mit historischen Feinheiten und musealen Erkundungen; gleichzeitig lässt er uns an Begegnungen mit einigen memorablen Charakteren teilhaben, sodass das Buch eine lebendige und lesenswerte Anregung ist, Australien selbst aufzusuchen.

Ein bisschen leidet "Down Under" unter der Tatsache, dass Bryson ein Reisewiederkehrer ist und sich für manche Erkundung offensichtlich wenig Zeit nehmen kann. Dass er von Alice Springs zum Uluru eine Tagesreise unternimmt, weil er verabsäumt hat, rechtzeitig Quartier zu buchen, verwundert bei so einem erfahrenen Reiseschriftsteller doch ein wenig; dass er sich in Darwin so wenig zu tun weiß, ebenso. Und ein paar Sätze mehr über Cairns und seine traumhafte Regenwaldumgebung hätten auch nicht geschadet, selbst wenn er in der wet season dort war.

Dennoch: Bryson versteht es so zu schreiben, dass einen die Reiselust packt, aber auch die Wiederreiselust erwacht. Denn einerseits erinnert man sich gerne an das Selbsterlebte und vergleicht es mit Bryson-Erlebnissen, andererseits wird einem das Versäumte so schmerzlich bewusst, dass man sich fest vornimmt, die Lücken zu schließen. Und davon gibt es bei einem Reiseziel wie Australien (erfreulicherweise) mehr als in einem Leben bewältigt werden können. Zur Beruhigung habe ich gelernt: Australien ist sowieso noch lange nicht offiziell kartografiert; Touristen und Einheimische teilen zumindest ein gar nicht so kleines Quantum an Unbekanntem. Ein bisschen vom Unbekannt-Bekanntem können Sie mit diesem Buch bewältigen.