A Little History of Poetry

Autor CAREY, John

Verlag New Haven: Yale University Press 2020

Keine Frage, das Buch liest sich mühelos-elegant, bestes prodesse et delectare eben. Aber wie so oft bei derlei Büchern: Man muss immer mit der Lücke leben. Das beginnt damit, dass vor Poetry eigentlich English-language hineingesetzt gehörte.

Englische und amerikanische Lyrik ist bis ins dritte Grad vertreten, Weltliteratur hält sich in Grenzen. Gut, Carey beginnt mit Gilgamesh (und endet mit Les Murray, den man vor seinem Tod 2019 auch in Wien hören konnte), Goethe wird nicht ausgelassen, auch Hafis nicht, Dante, Petrarca, Villon, Rilke auch nicht. Doch brauchen wir Stadler erwähnt? Und dafür nicht Hölderlin (!), Trakl, Brecht. Und nicht Celan (!)! Aber trotzdem: Es gibt hunderte Namen im Index.

Das ist eben das Ärgerliche und Vergnügliche zugleich an solchen Kurzfassungen. Carey macht große Lust aufs Lesen von Gedichten, erinnert an viele Lyriker/innen, gleichzeitig jedoch wundert man sich über die Auslassungen. Schön, dass Snodgrass erwähnt wird; hätte das nicht auch Harrison verdient. Und Dowson mit seinem Kult-gedicht „Non sum qualis eram…“? Und was ist mit Melville als Lyriker (fetter Band)? Oder mit Bukowski?

Sie sehen – diese zwiespältige Haltung beim Lesen der „Little History“ hat was! Auf jeden Fall würde ich mir das Buch nicht entgehen lassen, denn es ist eine kurzweilige Lyrik-Geschichte, die dazu anregt, nach mehr zu suchen. Wer nach noch mehr strebt, der könnte ja bei Schmidts „Lives of the Poets“ (1998) anfangen.

pp. 312

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2020
Link
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