Käse erkunden, Whisky verkosten, Chilis probieren, Zitronatzitronen verkochen, Gurken in Stillleben ausfindig machen etc. -was für ein herrliches Leben.

So aber beschränke ich mich auf die Lektüre und plage meine Frau mit neuen Koch- und Verkostungsideen.

Das ist bei englisch/irischem Käse derzeit ein bisschen schwierig. Vor-Ort-Kostungen sind gerade nicht möglich, importierte Ware kaufen beschränkt sich eher aufs Supermarkt-Glumpert, nur Zuflucht in französischen und heimischen (danke Vorarlberg) Käse ist möglich. Und danke Lingenhel und Pöhl etc., dass man nie ganz von der Zivilisation abgeschottet ist.

Palmer hat ein Buch geschrieben, das eindeutig Lust auf Käse macht. Auch wenn wir hierzulande seinen vielgeliebten Gorwydd Caerphilly nicht bekommen können, so dürfen wir ihn uns doch für unsere nächste Englandreise vormerken – als einen unter vielen.

In zehn Kapiteln, mit grauen Photos illustrierten Kapiteln machen wir uns mit Palmer auf eine Geschichtsreise vom Neolithikum zur Gegenwart. Identitätsstiftend ist dabei der Käse. Jener Sleightlett, den Palmer im Neolithikum verspeist sieht, den gibt es auch noch heute. Dass es nicht immer einfach war, für guten Käse, der übrigens auch sehr oft ein äußerst gutes Geschäft war, zu sorgen, bezeugen zahlreiche Vorfälle – Edikte und Käsepiraterie eingeschlossen.

Palmer stellt uns dabei wichtige ‘affineurs‘ und ‚artisans‘ und ‚cheesemongers‘ vor, denen wir es verdanken, dass nicht Margaret Thatchers Käsevorliebe zum Standard geworden ist. Dabei sieht man manchmal vor lauter Käse die Geschichte nicht mehr. Eine Vielzahl von Namen (von Menschen und Käsen) ermüdet bisweilen ein bisschen und man wünscht sich, mehr kosten als lesen zu können. Trotzdem: Ein Buch, das vergnüglich auf Käse aufmerksam macht.

pp. 384