Unterrichtsentwicklung. Grundlagen, Praxis, Steuerungsprozesse
Fast habe ich den Verdacht, dass die neue Welle von Büchern zur Unterrichtsentwicklung (UE) den neuen und weitaus billigeren Königsweg vorbereiten soll, dass Schulentwicklung nicht so sehr Organisations- und Personalentwicklung ist (denn da stehen ministerielle und sonstige Realitä ...
Fast habe ich den Verdacht, dass die neue Welle von Büchern zur Unterrichtsentwicklung (UE) den neuen und weitaus billigeren Königsweg vorbereiten soll, dass Schulentwicklung nicht so sehr Organisations- und Personalentwicklung ist (denn da stehen ministerielle und sonstige Realitäten dagegen), sondern eben UE. Klippert lässt bei diesem Konzept ohnehin nur Klippert Geld zukommen, aber auch sonst wird suggeriert, dass man sich doch auf "das Eigentliche" besinnen solle, den Unterricht. Das spricht ja nichts dagegen - und trotzdem schmeckt's ein bisschen nach back to basics (kein sehr erfolgreiches Konzept, wie wir wissen).
Horster und Rolff nähern sich dem Thema erfreulicherweise einigermaßen differenziert. UE, PE, OE sind eine Dreiheit und keines der Elemente ist aus der SE wegzudenken. Das ist schon beruhigend - aber Horster und Rolff betten dies auch in einen wirklich lesenswerten theoretischen Abschnitt über Wissensgesellschaft, Lernen und Unterricht ein und garnieren ihre Ausführungen auch noch mit einer kritischen Reflexion der Einheit von UE und SE.
Der umfangreichere Teil des Buches ist der Praxis gewidmet, und dort werden Sie möglicherweise nicht allzu viel Neues erfahren. Von Planung und Repertoire, von flexiblen Strukturen und veränderten Inhalten ist da die Rede, von Erfolgskontrolle und Evaluation. Schätzen wir es aber nicht gering, dass immerhin die Frage nach den Inhalten gestellt wird, freuen wir uns, dass ein allgemein-evaluativer Ansatz vorgestellt wird und nicht nur ein Feedback zur eigenen Suppe. Und wer mit SE noch nicht viel Erfahrung hat, der wird sich über die Verzahnung von Theorie und Praxis ganz bestimmt freuen.
Horster und Rolff haben aber auch an das wichtige Element der Prozesssteuerung gedacht. Die meisten Direktorinnen und Direktoren kennen mittlerweile ihre essentielle Rolle in SE-Prozessen und haben ein Grundgerüst für Aktivieren, Unterstützen, Initiieren und dgl. vermittelt bekommen. Dennoch: Drücken Sie zumindest dieses Kapitel ihrem Direktor/ihrer Direktorin in die Hand, eine Auffrischung kann nie schaden.
Wer immer unter uns nach diesem Buch greift, wird einen Gewinn daraus ziehen; mir persönlich hat der theoretische Teil am besten gefallen (nicht nur, weil Klippert kritisiert wird), andere hingegen mögen den Praxis-Teil unter windfall profits verbuchen.
Zwei Kleinigkeiten, die mich stören, möchte ich dennoch unterbringen: Wenn die (Schul)Welt nicht gerade in Quadranten eingeteilt wird, so geistert die Alliteration herum: Dass zur Evaluationkultur Schieben - Schätzen - Schonen gehört, erfreut die - neuerdings so poetischen - pädagogischen Gemüter; dass die Welt gleich auf die Alliteration hingebogen werden muss, macht den schlichten Praktiker stutzig.
Und das andere: Warum muss so oft das Wort "angesagt" vorkommen (bei Klippert unentwegt, hier auch immer wieder). Da wär mal ein kleiner Stilkursus angesagt, so nach dem Motto: Schreiben - Streichen - Substituieren.
Fazit dennoch: In die Schulbibliothek und fleißig ausborgen!