Teaching Literature
Seit 40 Jahren ist Showalter im Geschäft – seit 40 Jahren unterrichtet sie Literatur und macht sich dabei offensichtlich viele Gedanken um den pädagogischen Aspekt, aus unserer Sicht wohl eher auch um den methodisch-didaktischen ihres Tuns. Das ehrt sie sehr, aber im Endeffekt ist doch ein sehr ...
Seit 40 Jahren ist Showalter im Geschäft – seit 40 Jahren unterrichtet sie Literatur und macht sich dabei offensichtlich viele Gedanken um den pädagogischen Aspekt, aus unserer Sicht wohl eher auch um den methodisch-didaktischen ihres Tuns. Das ehrt sie sehr, aber im Endeffekt ist doch ein sehr krauses Buch dabei herausgekommen.
In zehn Abschnitten und einer Conclusio ("The Joy of Teaching Literature") legt Showalter ihre Ansichten dar; sie beginnt mit "The Anxiety of Teaching", setzt sich mit Theorien und Methoden, mit einzelnen Gattungen, mit "Teaching Teachers" und mit Fragen der Zensur und politischen Dimensionen auseinander. Das klingt, so hingeschrieben, auch recht gut, ist aber nicht unbedingt das, was sich europäische Leser/-innen erwarten würden.
Showalter beschäftigt sich naturgemäß mit Literaturunterricht auf universitärer Ebene. Da ist immer wieder vom primadonnenhaften Gehabe der Lehrenden die Rede, die zwischen Schauspielertum und idiosynkratischem Verhalten schwanken. Laut Showalter ist dies aber nur eine Kehrseite der Medaille: Sehr oft soll dieses Gehabe nur von Unsicherheiten, Peinlichkeiten, Unwissenheit, Hilflosigkeit ablenken. Schließlich und endlich kann es aber auch dazu dienen die pädagogische Unfähigkeit zu verbergen. Showalter plädiert daher für einen reflektorischen, sehr persönlichen Zugang um sich über die eigene 'teaching persona' Klarheit zu verschaffen, sie plädiert aber auch für den 'enabler' und 'facilitator', nicht den 'lecturer'.
Dies sind wiederum Dinge, die wir durchaus unterschreiben können – aber: Showalter reichert ihr Buch nicht nur mit einer Handvoll nützlicher Hinweise und Tipps an, sie verstrickt sich auch in einem fast unerträglichen Maß ins Anekdotische. Jedwede Befindlichkeit irgendwelcher 'lecturers', ob berühmte oder lokale Größen, wird in aller Breite zitiert. Das ist zumindest ungewöhnlich, und nur, wer gerade dabei ist, in sich selbst hineinzuhorchen, den 'gaze' zu richten, 'space and identity' für sich mühsam zu definieren, der/die wird sich mit Vergnügen der Supervisionsgruppe anschließen. Andere werden wenigstens mit Staunen feststellen, was einen 'lecturer' so alles bewegt.
Nichtsdestotrotz glaube ich, dass das Buch für Lehrende an Universitäten und Schulen von großem Interesse sein kann, wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass viele Tipps in den Schulen zum Standardrepertoire gehören und dass es verwunderlich ist, wenn jemandem zB geraten wird, er/sie solle sich doch die Namen der Studierenden im Seminar merken. Keine pädagogische Großtat, aber auch in der Literatur ein uralter Topos.