Die Schule entwickeln. Auf dem Weg zur „guten“ Schule
Kalb hat in diesem Taschenbuch sechs Aufsätze und ein Glossar zum Thema Schulentwicklung (Lindau-Bank) versammelt, wobei manche Beiträge Kurzfassungen von Kapiteln aus Büchern der Autoren im Beltz-Verlag sind. Wenn man so will, hat er also ein handliches Gesamtprospekt zu einem Programmteil des ...
Kalb hat in diesem Taschenbuch sechs Aufsätze und ein Glossar zum Thema Schulentwicklung (Lindau-Bank) versammelt, wobei manche Beiträge Kurzfassungen von Kapiteln aus Büchern der Autoren im Beltz-Verlag sind. Wenn man so will, hat er also ein handliches Gesamtprospekt zu einem Programmteil des Verlags gemacht. Das hat durchaus seine Vorteile, denn wer von Schulentwicklung noch wenig Ahnung hat, sich aber nicht gleich durchs „Handbuch“ (Studienverlag) hindurchkämpfen möchte, der wird sich über diesen bequem zu lesenden Band freuen.
Der erste Beitrag stammt von Klippert und ist seiner Unterrichtsentwicklung (UE) gewidmet. Dies ist auch der Beitrag, mit dem ich die größten Probleme habe. Klippert, der z. Z. gern als Guru gehandelt wird, weil er alten Wein in alte Schläuche gießt (und das wirkt immer beruhigend), liefert das engste Korsett für SE, weil er insinuiert, dass SE nur dann Fortschritte macht, wenn sie sich auf die UE konzentriert. Da Klippert dem Beltz-Verlag hübsche Verkaufszahlen beschert, wird sein Beitrag auch gleich mit ein paar g'schmackigen Presseveröffentlichungen aufgewertet. Dieses Konzept wird immerhin implizit in einem Beitrag von Horster und Rolff kritisiert, sodass sich also Nicht-Klippertianer wieder beruhigen können. Sehr klar strukturierte Beiträge stammen von Marlies Krainz-Dürr (die einzige Entwicklerin in diesem Band) und Reinhold Miller, einem Altmeister der SCHILF-Bewegung. Zwar mag ich die „Am Anfang konkrete Beispiele geben“-Manier nicht so recht, aber Krainz-Dürr greift sie wenigstens auch wieder auf und schlägt Lösungsmöglichkeiten vor. Und Millers „Kontrastierung“ von SCHILF und SE hat schon wieder was von der pädagogischen Provinz an sich, ist aber trotzdem interessant zu lesen. Solide Arbeit leistet Philipp mit seinem Beitrag zur Qualitätszirkelarbeit, solidere Schratz, Iby und Radnitzky zum Thema „Qualitätsentwicklung mit Programm“. Beide Beiträge rütteln aber vielleicht weniger auf. Weil sie Klippert Klippert sein lassen? Nein, wohl eher, weil diese Konzepte schon zu häufig in den Köpfen und Konferenzzimmern herumspuken.
Insgesamt ist „Die Schule entwickeln“ ein geschickt entwickeltes Produkt, denn es gibt denen, die wenig Zeit haben, Hilfe für einen Einstieg in SE light, sodass manche, die mitreden müssen, ob sie nun wollen oder nicht, damit den Eindruck von Unbedarftheit ausgezeichnet überspielen können. Gleichzeitig ist's ein amuse geule für jene, die ernsthaft einen Einstieg suchen und sich erst einmal orientieren wollen. Ein Buch mithin, das mehrere Marktsegmente anspricht, und das eigentlich nur ein Erfolg werden kann.