Der Blick in den Spiegel. Texte zur Praxis von Selbstevaluation und Schulentwicklung
Was immer es ist, ich fürchte die Schulentwickler/-innen, (auch) wenn sie Kleingedrucktes und Kursives verwenden.
Dann nämlich werden sie lyrisch – und das ist es, was ich eher schlecht aushalte. Zur Erklärung und ungeachtet der Tatsache, dass ich korrekterweise mit dem Positiven beginnen müsst ...
Was immer es ist, ich fürchte die Schulentwickler/-innen, (auch) wenn sie Kleingedrucktes und Kursives verwenden.
Dann nämlich werden sie lyrisch – und das ist es, was ich eher schlecht aushalte. Zur Erklärung und ungeachtet der Tatsache, dass ich korrekterweise mit dem Positiven beginnen müsste: Es stört mich an der pädagogischen Literatur ganz allgemein, dass bei der "Verschriftlichung" die wohl notwendige Verknappung von Prozessen zum nachhaltigen Gesülze führt. Musterbeispiele in diesem Band sind etwa die Beiträge von Winkler, Maritzen und Steiner-Löffler. Wenn Winkler etwa den Direktor K. über die letzten 40 Jahre berichten lässt, so kann man sagen, er hat hier eine blendende Satire geschrieben – aber ich werde den furchtbaren Verdacht nicht los, dass das eigentlich nicht die verlangte Textsorte war. Und wenn bei Maritzen ein Rotschopf (sic!) über die ganze Breite (sic!) seines Sommersprossengesichtes (sic!) grient (sic!), dann fühle ich mich als Deutschlehrer fast genötigt drunterzuschreiben: "Sehr brav. Du hast dich wirklich bemüht ganz lebendig zu erzählen." Wenn's ein kleines Kind ist. Bei einem Achtzehnjährigen würde ich anmerken: "Erspar mir beim nächsten Mal bitte diese Plattheiten." Und auch bei Steiner-Löffler scheint mir kein ironischer Unterton vorhanden, wenn sie von Schularbeitenstress, mündlichem Prüfungsstress und Reifeprüfungsstress redet. (Wenn da wer Stress hat, bestenfalls die Kinder!)
Von diesen Querelen aber einmal abgesehen darf ich mir doch erlauben, diesem Sammelband ein gutes Zeugnis auszustellen – nicht zuletzt trotz oder wegen der inkriminierten Texte, zeigt sich doch in allen Beiträgen die bunte Vielfalt (auch abgedroschen, aber passend) dessen, was Schulentwicklung so alles bedeuten kann. Dabei kann ich mir gut vorstellen, dass alle jene Kolleginnen und Kollegen, die an der Evaluationsreise (vgl. Claus Buhren) interessiert sind, das Narrative ebenso schätzen werden wie etwa den sehr luziden Beitrag von Harald Hanzer (dessen Andenken dieser Band gewidmet ist) und Maria Spindler, aber auch Burkards "Dos and Dont's der Selbstevaluation", Strittmatters Aperçus oder schlicht und einfach die Einleitung der beiden Herausgeber. Denen ist es letztendlich zu verdanken, dass interessierte Lehrer/-innen wieder einen handhabbaren, zugänglichen und mitunter sogar vergnüglichen Band zum Angst-Thema "Selbstevaluation" zur Verfügung haben.
Fazit: In den Warenkorb für die Schulentwicklungsbibliothek!