Telling Tales

Autor Patience Agbabi

Verlag Edinburgh: Canongate 2014; pp. 120

Ich hatte ja einmal das Vergnügen, Agbabi bei einem Auftritt in Wien zu erleben – und damals verstand ich, was „performance poetry“ und „slamming“ heißen kann; da sehen unsere heimischen Slammer mehr als müde dagegen aus.

Nun hat sie ein wunderbares Buch vorgelegt – „Telling Tales“ nimmt sich der „Canterbury Tales“ an; in zehn Abschnitten ist alles da, was man sich so wünschen kann, von „The Knight’s Tale“ bis zu „The Parson’s Tale“.
Jetzt will ich gar nicht behaupten, ich würde mich besonders gut bei Chaucer auskennen, aber Agbabi macht auf jeden Fall neugierig, das Original (wieder) zu lesen. Dies hier aber ist ein Re-mix, bei dem die Charaktere (im Anhang finden sich ihre fiktionalen Biographien) auf die unterschiedlichste Art und Weise ihre Geschichten erzählen – mit Tempo, Kühnheit, Verve. Sie sind nicht auf Pilgerreise, sondern bei einer „open mic night at the Tabard Inn in Southwark“, die mit einem jazzigen Prolog eingeleitet wird („When my April showers me with kisses…“). Und die Charaktere rappen (Pardoner) oder reimen flott-einfach (Robyn Miller):

  • Get me a pint of Southwark piss!
  • It all took place in a pub like this.
  • My tongue is black as liquorice,
  • my tale is blue an it goes like this:

Man stelle sich das nun auch noch als Performance vor - und dann weiß man, was das poetische Highlight des Jahres ist.


Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2014
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/lyrik/detail/telling-tales.html
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