Rubaiyat
Autor KHAYYAM, Omar
Verlag London: Bloomsbury 2016
Von der Bibel abgesehen, so heißt es im Vorwort des Herausgebers Robert D. Richardson, gibt es kein Buch, das so oft aufgelegt, gelesen, übersetzt wurde. 2007 gab es z.B. 1330 Versionen des ‚Rubaiyat‘ in westlichen Ausgaben.
Kein Wunder also, dass ich seit Jahren Rubaiyat-Ausgaben sammle (eine habe ich sogar in Samarkand erworben); diese hier ist die jüngste, von besagtem Richardson ediert und klug kommentiert. Grundlage ist die vierte Auflage von Fitzgeralds Übertragung (obwohl viele eher die Vierzeiler der ersten im Kopf haben). Aber nicht minder wichtig sind die Illustrationen. Während ich noch immer auf eine Dulac-Erstausgabe spare, begnüge ich mich hoch zufrieden mit den vorliegenden Illustrationen von Lincoln Perry, der völlig auf schöne Mädchen mit Weinkrügen verzichtet, sondern Hände in den Mittelpunkt stellt. Richardson meint, die Vierzeiler seien sehr „hand-greiflich“, das Taktile spiele eine große Rolle, und tatsächlich hat Perry eine Serie von großflächigen Hand-Aquarellen geschaffen, die eine neue Lesart auf das Rubaiyat ermöglichen. Das ist ja das Berückende an Khayyams Sammlung: Dass sie sich immer wieder neu lesen lässt, dass man immer wieder weiser dadurch werden kann, dass man Hunderte von unterschiedlichen Illustratoren beobachten kann, wie sie IHR Rubaiyat lesen. Daher also: Empfehlung für diese schöne Neuinterpretation durch Perry.
Und bei der Gelegenheit ein Hinweis auf den leicht spröden, aber lesenswerten Khayyam Roman von Dževad Karahasan („Der Trost des Nachthimmels“).
pp. 116