Tristram Shandy
Autor STERNE, Laurence
Verlag Tristram Shandy
Ein Lehrerleben lang habe ich nebenstehende Zeichnung des Erzählverlaufs eines Kapitels mit mir herumgetragen, nicht zuletzt auch, um zu erklären, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten die Arabeske ist.
Nun habe ich beschlossen, bevor ich endgültig zu blöd dafür werde, „The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman“ (1760-1767) wiederzulesen.
Ich muss hier nicht die Kapriolen dieses bahnbrechenden Romans nacherzählen, aber ich darf allen, die TS (noch nicht) gelesen haben, diese Ausgabe ans Herz legen. Auf dem legendär-dünnen Papier der Norton Critical Editions hat Judith Hawley den Herausgeber-Job auf beeindruckende Weise wahrgenommen. Das bedeutet nicht nur einen sorgfältig edierten Text (auf Basis der ersten Londoner Ausgabe), versehen mit zahlreichen texterhellenden Fußnoten, das bedeutet auch einen Anhang von 120+ Seiten, in dem eine Vielzahl hochinteressanter Beiträge versammelt ist.
Da finden sich Beiträge von Sterne selbst, Reaktionen des zeitgenössischen Lesepublikums (auch jene viel zitierte von Dr Johnson), Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert (z. B. Coleridge, Scott, Nietzsche) zu Stil und Humor und schließlich Beiträge aus dem 20. und 21. Jahrhundert, darunter Schklowskis Aufsatz über das Parodistische bei Sterne, ein Beitrag von Terry Eagleton, ein Aufsatz von Henley, einer von Jones über Locke und Sterne und vieles andere mehr. Chronologie und Bibliographie komplettieren den Band.
Wer sich für Literatur (inbesondere den Roman) interessiert, sollte sich diesen Höhepunkt nicht entgehen lassen, noch dazu, wo gerade davon die Rede ist, dass man mehr ganz einfach zu lesende Literatur publizieren sollte. Für wen wohl? Die Handyoten?
pp. 559