Hassan: The Story of Hassan of Baghdad and How he Came to Make the Golden Journey to Samarkand
Autor FLECKER, James Elroy
Verlag London: Folio Society 2015
20 Jahre lang habe ich zum Jahreswechsel Balzac gelesen, und nun sind (vermutlich) ungelesene Bücher dran.
Für Deutsch war es diesmal „Die Nymphe von Teplitz oder die Geisterglocke zum Räuberthurme zu Riesenberg“ (1840), für Englisch das Drama „Hassan“ (1922) in der sehr hübschen Ausgabe der Folio Society (https://www.foliosociety.com/). Ungelesen? Meine Ausgabe ist in der dritten Auflage, dennoch der allgemeinen Vergessenheit ausgeliefert, würde ich meinen, denn heutzutage lesen das wohl nur Nationalisten, alte Public School Boys, Brexiteers und jene, die sich an Diana Riggs erinnern.
Hassan ist ein einfacher Süßigkeitenhersteller, verliebt sich in die viel jüngere Yasmin, die ihn zurückweist. Durch Zufall rettet er dem Kalifen Haroun al Raschid das Leben, Yasmin fliegt ihm zu, aber seine neue Existenz überfordert ihn, zumal der Kalif ihn zum Zeugen einer schrecklichen Begebenheit werden lässt: Der Bettlerkönig Rafi und seine einst entführte Liebste Pervaneh müssen sich zwischen Leben und Tod entscheiden. So weit, so gut – im Osten nichts Neues.
Aus heutiger Sicht ist das natürlich rassistisch, antisemitisch, künstlich orientalistisch und keinesfalls große Poesie, wie das ein paar Altbackene behaupten. Was ihnen angenehm aufstößt, ist wohl, dass es – im übertragenen Sinn – für britische Stiefel keine Grenzen gibt. Vgl. dazu: We are the Pilgrims, master; we shall go/ Always a little further; it may be/ Beyond that last blue mountain barred with snow/ Across that angry or that glimmering sea. Garniert wird das alles mit sprachlichen Übertreibungen, für die 1001 Nacht Pate stand („thou dragger of dead dogs from obscure gutters“). Egal: Ich bin also über mir bislang unbekanntes englisches Kulturgut gestolpert, das noch dazu hübsch verpackt war. Sehen Sie sich die Folio Society (der ich seit vielen Jahren treu bin) einmal genauer an.
pp. 95