Wer hättte das gedacht, dass Horowitz, sonst eher ein Meister des fetzigen Jugendbuchs oder des Fernsehdrehbuchs so ein ausgezeichnetes Sherlock Holmes-Pastiche schreibt, das ganz allgemein von der Kritik bewundet wird?

Eigentlich hätte ich ja nicht gedacht, dass es heute noch funktioniert; nämlich, dass angesichts der vielen gut konstruierten Krimis ein Sherlock Holmes-Roman jemanden hinter dem Ofen hervorlockt. Und dann musste ich feststellen, dass ich der Roman tatsächlich zu einem wirklich spannenden Nägelkauer entwickelt!

Kein Wunder, denn Holmes, der gegen den Ratschlag seines Bruders Mycroft den Fall des House of Silk untersucht, landet als Mordverdächtiger im Gefängnis, und man wundert sich wirklich, wie er aus dieser fatalen Lage wieder herauskommen kann.

Erzählt wird das alles von einem altersschwachen Watson, der mit viel Freude und Sehnsucht auf seine Abenteuer mit Holmes zurückblickt; erzählt wird ganz trefflich in Doyle-Manier, ohne dass man je das Gefühl hätte, hier wird eine altertümelnder Text zelebriert.

Kurzum – ob Sie nun zu den Sherlockiana-Narren gehören oder ganz einfach einen soliden Krimi lesen wollen – mit dem Horowitz-Holmes sind Sie gut beraten!

London: Orion 2011; pp. 294