Was ist das Aufregende an Airths Kriminalroman? Dass ein irrer Killer unterwegs ist und von einem – nicht immer harmonischen – Team gejagt wird, ist ja nun wirklich nicht neu. Dass die Jagd zur zunehmenden Atemlosigkeit bei den Leserinnen und Lesern führt, auch nicht. Und der eine oder andere Twist gehört schon fast dazu.

Was Airths Buch auszeichnet, ist, dass hier geschickt ein Krimi-Pastiche mit modernen Ermittlungsmethoden verbunden wird.

Wir schreiben das Jahr 1921 und Inspektor Madden versucht, einen Killer zu stellen, der offensichtlich erst am Beginn einer unkontrollierbaren Mordlust-Erfahrung steht. Die Spur führt in die Kriegsarchive, die sich nur zögerlich öffnen, aber verbissene Ermittlungsarbeit bringt Madden bald weiter und weiter. Gleichzeitig lernt er die schöne Ärztin Helen Blackwell kennen, die sich für Psychoanalyse interessiert. In diesem Zusammenhang nutzt Madden die Gelegenheit, mit einem Wiener Psychiater über die Morde zu sprechen – und dabei ein Täterprofil zu erstellen. Auch wenn dies nicht gerne gesehen wird, so setzt sich Madden mit seinen Ermittlungsmethoden allmählich durch. Wir, die Leser/-innen, lernen den Killer schon früher kennen und können somit die Jagd multiperspektivisch miterleben. Wenn auch die Erklärung für sein abnormes Verhalten ein bisschen nach Reißbrettentwurf klingt, so hat uns Airth insgesamt dennoch eine psychologisch plausible, gut erzählte Geschichte geliefert, in der vor allem Zeit- und Lokalkolorit ganz ausgezeichnet eingefangen sind.

Der Roman war im Jahr 2000 der Jahresreißer bei Macmillan, und nun gibt es erfreulicherweise den 2. Teil der Madden-Trilogie ("The Blood-Dimmed Tide", spielt 1932) zu kaufen; wenn das nicht die Gelegenheit ist, gleich von vorne zu beginnen?!