Es werden bald zehn Jahre, dass ich Sie auf Porfiry Rostnikov-Krimi von Kaminski hingewiesen habe. Mittlerweile ist, auch in Moskau viel Zeit, vergangen, Rostnikov hat einen neuen Vorgesetzten, Rostnikovs Sohn Iosef kämpft nicht mehr in Afghanistan, sondern ist nun auch bei der Moskauer Polizei und untersucht gerade mit seiner Kollegin und zukünftigen Frau Elena Timofeyeva eine Serie von Morden im Moskauer U-Bahnsystem. Karpo, seit dem Fall der Sowjetunion aus der Bahn geworfen, geht mit seinem Kollegen Zelach, der überraschenderweise mit einem weitläufigen Heavy Metal-Wissen auftrumpfen kann, dem Verschwinden eines jungen Musikers nach. Und Rostnikov fährt mit Sasha Tkach die 6000 Meilen nach Wladiwostok, um ein Päckchen ausfindig zu machen, das seinen Ursprung im zaristischen Russland hat.
Rostnikov, der Ed McBain Leser, findet sich also in einer Vielfalt von Untersuchungen als Zuständiger wieder, und das hat ein bisschen etwas von McBains Romanen an sich. Hier geht es nicht um einen spektakulären Einzelfall (obwohl die Reise in der Transsib Stoff genug dafür hergibt), hier geht es darum zu zeigen, wie eine ganze Abteilung arbeitet. Aber das eigentlich Faszinierende an der Serie ist immer noch, wie authentisch Kaminskys Moskau wirkt. Wer glaubt, dass Donna Leon Venedig abbildet, der sollte unbedingt Kaminsky lesen, denn dort sieht man, wie Hochspannung und Alltagsleben so in Verbindung gebracht werden können, dass man meinen möchte, der Autor lebe an dem Ort, von dem er schreibt.
Und wer viel Zeit hat, der beginne bei "Death of a Dissident" und lese alle weiteren 13 Rostnikov-Romane. (Dann kann man ja die Peters- und die Lieberman-Serie folgen lassen.)