Djà Dead

"Wer genug hat von Patricia Cornwell, der kann es ja mit einem Ausflug nach Montreal City versuchen. Dort werkelt Dr Temperance Brennan, ihres Zeichens Chefin der forensischen Anthropologie; wann immer ein Leichnam so stark verwest ist, dass die Standardautopsie nicht mehr durchgeführt werden k ...

"Wer genug hat von Patricia Cornwell, der kann es ja mit einem Ausflug nach Montreal City versuchen. Dort werkelt Dr Temperance Brennan, ihres Zeichens Chefin der forensischen Anthropologie; wann immer ein Leichnam so stark verwest ist, dass die Standardautopsie nicht mehr durchgeführt werden kann, dann wird sie gerufen.
So auch bei der Frauenleiche, die in mehrere Plastiksäcke verpackt war. Dr. Brennan kommt allmählich drauf, dass bereits mehrerer solcher Plastiksäcke im Lauf der letzten Jahre gefunden wurden; ihre Knochenuntersuchungen (Säge- und Messerspuren) wecken in ihr den Verdacht, dass hier ein Serienmörder am Werk ist.
Die Polizei hat wenig Freude mit Dr. Brennan - weder mit ihrer Theorie noch mit ihrem Dazwischenpfuschen; besonders Detective Claudel behandelt sie von oben herab, und es bedarf weiterer Morde, um eine regelrechte Verbrecherjagd einzuleiten.
Reichs weiß, wovon sie schreibt, denn sie ist selbst forensische Anthropologin. Sie erspart uns daher kein einziges Autopsie-Detail: Wir waten mit ihr durch Blut, lassen Gewebe tropfen und Maden davonkriechen. Wir erleben mit ihr alle Ausgeburten der Misogynie - selten wurden Frauen so grausam getötet, selten ihr Tod mit so viel medizinischem Detail rekonstruiert. Reichs versteht es auch, trotz langer Autopsiedetails, Krimispannung aufrechtzuerhalten, und es ist schon ein kleines Kunststück, einen derart langen Krimi aus der Gerichtsmedizinerinwarte zu schreiben, denn immerhin wird die eigentliche Klärungsarbeit immer noch von der Polizei betrieben. (Daher muss auch die persönliche Täter-Gerichtsmedizinerin-Verbindung hergestellt werden.)
"Djà Dead" ist Reichs Erstlingswerk, und als solches ist es auch durchaus gelungen, sofern man ihr manch stilistischen Überschwang verzeiht. "The real question slammed home, making my stomach recoil like a .45 caliber pistol." - das ist schlichtweg schlechter Stil. Andererseits - Robert Schneider hat mit einer Häufung solcher Stilblüten einen Bestseller geschrieben; warum sollte das also in einem Krimi nicht auch ab und zu vorkommen?"

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/krimi/detail/dja-dead.html
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