Geschrieben wurde das Buch bereits Anfang der 90er-Jahre, aber Bruens ungebrochener Popularität (ich selbst habe mittlerweile fast alles von ihm gelesen) verdanken wir vermutlich diese hübsche Ausgabe. In "Dispatching Baudelaire" finden wir bereits zahlreiche Themen, die in Bruens Romanen wiederkehren: den reichen Gangster, der literaturvernarrt ist, die gefährlich-unberechenbare Frau (wie in "Vixen"), den Protagonisten, der sich nicht an die allgemeine Moral hält.

In diesem Roman begegnen wir Mike Shaw, einem harmlosen Buchhalter, der durch eine zufällige Begegnung mit einer Frau, Laura, aus der Bahn geworfen wird. Laura ist die Tochter des reichen Harold Benton, die Mike eine neue Welt, jene des post-thatcherischen London, in dem Geld, Sex und Macht regieren, zeigt. Allmählich findet Mike am neuen Leben Gefallen, auch wenn manche Lektionen schmerzhaft zu erlernen sind. Und auch Mord taucht in seinem neuen Vokabular auf… Kein Wunder, dass er letztendlich eine neue Berufung findet.

Erzählt ist das alles mit der üblichen Bruen-Rasanz, dem gewohnten Spott, der vertrauten Schärfe. Wer also zB die "White-Trilogy" gelesen hat, der wird auf diesen frühen Bruen nicht verzichten wollen, schon allein um herauszufinden, welche Entwicklung Bruen, der zu Recht als der neue Jim Thompson gepriesen wurde, durchgemacht hat.