Bruen ist einfach gut, egal, an welchem seiner Serienhelden er sich gerade versucht. "Cross" bringt die sechste Begegnung mit Jack Taylor, Ex-Polizist, Ex-Drogenabhängiger, Ex-Alkoholiker. Jack, der uns ein finsteres und ein globalisiertes Galway präsentiert, in dem die katholische Kirche natürlich immer noch große Macht hat, ist so etwas wie ein negativer Midas. Was er auch anfasst, er hinterlässt Trauer, Leid, Chaos. Sein Ersatzsohn Cody liegt im Koma (vgl. "Priest"), seine andere Bezugsperson (sofern es so etwas für ihn gibt), die Polizistin Ridge, kämpft mit persönlichen Problemen und einem Fall, der die Öffentlichkeit schockiert. Ein Bub ist gekreuzigt worden, bald darauf wird seine Schwester verbrannt. Wir – und auch Jack – wissen sehr bald, wer dahinter steckt, aber so einfach arbeiten Gottes Mühlen eben nicht. Jack versucht, mit seinen eigenen Problemen fertig zu werden, gleichzeitig kämpft er verbissen gegen das "noch Bösere".

Eine Serie von kaputten, abgewrackten Typen, die aber nicht dahinvegetieren, sondern noch immer ab und zu die Frage stellen, "Dare I disturb the universe?", bevölkern also die Taylor-Romane. Bruen gibt damit gleichzeitig ein schönes irisches (Stadt)Bild, mit Einblicken ins Einst und Jetzt. Das mag keine gute Werbung für Galway sein, wirkt aber trotzdem gut als Gegenentwurf zum ewigen Grün, in dem singende Menschen Guinness trinken. Letztendlich macht es einen mehr als ein bunter Reiseprospekt auf Galway neugierig, überhaupt wenn man es, wie es mir vergönnt war, auch schon vor 30 Jahren erlebt hat.

PS. Im Juli ist dann Bruens rüpelhafter Serienheld Brant dran.