Bruno: Chief of Police
Immer wieder führt Walker irgendwelche Besten-Listen an, sodass ich wohl nicht umhin konnte, einen zu lesen – und es war tatsächlich ein Vergnügen. Das ländliche Frankreich (hier: Périgord) hat schon seine Reize – die Leute kennen einander, man genießt gutes Essen und Trinken gemeinsam, ...
...Leute von außen werden mit ein bisschen Argwohn und ein bisschen Wohlwollen betrachtet, und das Leben kennt wenig Aufregung.
So geht es auch Bruno, der hochtrabend Chief of Police heißt, aber nur ein kleiner Polizeibeamter in einem kleinen Ort (St. Denis) ist, der halt einfach "mit den Leuten gut kann", im Gegensatz zu den Gendarmes, die sich immer etwas besser vorkommen.
Als ein alter algerianischer Mann, der auf Seiten der Franzosen kämpfte, brutal ermordet wird, ist die Idylle gestört. Musste Bruno bisher nur der EU ein Schnippchen schlagen (indem er es mit Vorschriften nicht so genau nahm), hat er plötzlich die Gendarmen, die algerische Community, die Bürokraten aus Paris und die Front National am Hals. Was zuerst wie ein Mord mit Nazi-Politanklängen aussah, entpuppt sich als ziemlich komplizierter Fall, für den es notwendig ist, in die französische Vergangenheit und die Resistance zurückzukehren. Bruno ist ein sympathischer Charakter, der viel Ruhe verströmt und das Kontingent schlauer Ermittler vom/am Land würdig vermehrt. Gemächlich wie die Menschen des Périgord bewegt sich der Roman vorwärts und fasziniert eben durch dieses Tempo. Ich habe mir jedenfalls weiter Bruno-Romane gekauft - habe ja etwas aufzuholen!
London: Quercus 2009; pp. 341