Vor Jahren schon habe ich Inspektor Ganesh Ghote von der Polizei in Bombay aus den Augen verloren, und es war mir ein großes Vergnügen, ihm in diesem Roman wieder zu begegnen.
Ghote, ohnehin ein Zauderer und Abwäger, macht diesmal keine gute Figur, ist er doch außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs und als Privatmann unterwegs. Ghote befindet sich mit seiner energischen Bengali-Frau in Calcutta, wo sie gedenkt, ihr Erbe anzutreten und mit Ganesh die nahe Pension im weitläufigen Haus, das ihr zufallen soll, zu verbringen. Sie ahnt noch nicht, dass hochrangige Persönlichkeiten an ihrem Haus interessiert sind und dass die Schmier- und Korruptionsmaschinerie bereits auf Hochtouren läuft. Der zwielichtige Anwalt A. K. Dutt-Dastar (Babu, unverdientermaßen) entpuppt sich da nur als kleines Rädchen...
Ghote und seine Frau kämpfen einen verzweifelten Kampf gegen ein uraltes Laster und müssen lernen, dass Korruption aus dem alltäglichen Kampf ums Geld nicht wegzudenken ist.
Keating versteht es - wie immer - meisterlich, Welten aufeinanderprallen zu lassen. Die geschwätzige, durchaus urbane, bisweilen nur scheinbar tatenlose Welt Calcuttas wird mit der ungeduldig-fordernden Welt Bombays kontrastiert, was durchaus für ein gerüttelt Maß an Unterhaltung und Humor sorgt. Der "Kriminalfall" ist dafür relativ wenig verzwickt und eher eine "alltägliche Geschichte" - für indische Verhältnisse.
So faszinierend das alles zu lesen ist, so ist mir doch klar, dass ich mich beiden Welten, der Calcuttas und der Bombays, doch lieber über den Roman als die Wirklichkeit nähere, vorzugsweise über einen lesenswerten wie den Keatings, der obendrein das kuriose ing-form-reiche Englisch dazu nutzt, eine besondere Atmosphäre entstehen zu lassen. Allen Krimilesern/-innen wärmstens empfohlen, allen Indienbewegten ebenfalls!
Im übrigen: Ich stimme mit Symons, dem großen Kriminalschriftsteller, absolut überein: ein herrlicher Titel!