Billy Summers
Autor KING, Stephen
Verlag London: Hodder&Stoughton 2021
“A lazy summer-read!” Das heißt, es dauert ein bisschen, ehe man das Buch zuklappt, denn es ist so dicht und atmosphärisch, dass man sich nicht beeilen will.
King ist immer wieder für Überraschungen gut– diesmal liefert er weder Horror noch SF noch einen Hardcore-Krimi, sondern eine elegische Darstellung des letzten Auftrags eines Berufskillers.
Billy soll diesmal zwei Millionen dafür erhalten, dass er einen Berufskollegen erledigt; das klingt ein bisschen zu ungewöhnlich, sodass er sicherheitshalber seine eigene Fluchtroute plant. Dabei passiert ein unerwarteter Zwischenfall: Billy rettet das junge Mädchen Alice, dem drei Männer übel mitgespielt haben, vor dem Erfrierungstod. Für Billy ist sie wie eine Tochter, er scheint ihr Ersatzvater.
Das Geld wird nicht überwiesen, das bedeutet also, dass sich Billy einerseits um die Bezahlung (und den Verrat) kümmern muss, andererseits um die Bestrafung der drei Männer, die Alice traumatisiert haben.
Nicht nur wir wissen es, auch Billy weiß es: Der letzte Fall kann schnell zum Abgesang werden. Kann Billy, gemäß dem ‚oedipal trajectory‘, in den Sonnenuntergang davonreiten, oder ereilt ihn sein Schicksal?
King ist natürlich ein Super-Profi und liefert uns eine spannende Geschichte; was das Buch aber besonders lesenswert macht, ist die Tatsache, dass Billy damit beginnt, seine Kindheit (trist) und Jugend (trist) aufzuzeichnen, und uns dann nach Fallujah entführt, wo er stationiert war. Dabei zeigt sich, dass er Lust aufs Schreiben bekommt (später so auch Alice), und King vermittelt diese Lust am Erzählen und Schreiben auf erstklassige Weise. Fast möchte man selbst auf der Stelle zu schreiben beginnen. Aber vorher – „Billy Summers“ mit Genuss lesen!
pp. 432