A Certain Hunger
Autor SUMMERS, Chelsea G.
Verlag London: Faber 2022
Gerne folge ich den Empfehlungen von Natasha Cooper in der „Literary Review“, wo sie den Roman zu den besten Crime Novels des vergangenen Jahres zählt.
Meine Klassifikation als Krimi greift da eher daneben, weil es eben um Verbrechen à la Hannibal Lecter geht, untermengt mit der freudigen Begeisterung einer M. F. K. Fisher fürs Kochen.
Dorothy Daniels (51) schreibt uns aus dem Gefängnis (lebenslang plus 20 Jahre), von wo sie uns erzählt, wie sie ihre Liebhaber getötet und gegessen hat. Nicht nose-to-tail sozusagen, obwohl sie durchaus versucht gewesen wäre, sondern eben ausgewählte Gustostückerl, zubereitet mit passenden Beilagen und Saucen, hinuntergespült mit edlen Weinen. Neben dem Kulinarischen erfahren wir viel (fast zu viel) von ihrem ausgedehnten Sexleben.
Dorothy ist erfolgreiche Gastrokritikerin (v.a. in den 90er-Jahren), erfolgreiche Sachbuchautorin zum Thema Essen, erfolgreiche Bloggerin; als sie ihre Stelle als Kritikerin eines Hochglanzmagazins verlassen muss, widmet sie sich eben mehr den anderen Leidenschaften in ihrem Leben: Essen, Sex und Töten. Dabei ist ihr schon klar, dass sie eine Psychopathin ist – aber was kann frau da schon dafür? In ihren Worten: „To eat people is to get the taste of a Titan. It’s infinite immortalization. It makes a god out of a woman. But then, I’m an excellent cook.” (114)
Summers lässt Dorothy mit viel Witz erzählen; gleichzeitig unterhebt sie ‚the gruesome tale‘ mit viel Sachkenntnis; so erfahren wir etwa im Detail von der Aufzucht und Verarbeitung italienischer Rinder in einer Form, die einem Sachbuch gerecht werden könnte.
Ich erhebe das Glas auf Chelsea Summers und Natasha Cooper.