Vor mehr als 10 Jahren ist der Roman erschienen, der über Baums "Oz" das Füllhorn des Postmodernismus ausgeschüttet hat – und der Erfolg des Musicals ist ein guter Zeitpunkt, die Neuausgabe (eine englische Hardcover-Ausgabe erschien Anfang 2006) kurz zu besprechen.

Ich war ja zu ozisiert, als ich den Roman zu lesen begann, hatte mir schlichtweg einfachere Lektüre erwartet, aber Maguire hat eine komplexe Geschichte verfasst, die viele Oz-Fragen beantwortet, Oz als vielschichtiges politisches Gefüge darstellt und über die Frage nach dem "Bösen" in der Welt philosophiert.

Elphaba (L-F-B – klar? L. Frank Baum) kommt also als aggressives, grünes Bündel zur Welt. Während ihr Vater predigend durchs Land zieht, ihre Mutter sich mit einem Quadling einlässt, kümmert Nanny sich um sie. An der Shiz Universität findet sie kaum Freundinnen und Freunde, nur ihr 'roomie', die glamouröse Glinda, aber auch der eine oder andere junge Mann, können sich ihr nicht ganz entziehen. Elphaba setzt sich für die Rechte der Tiere (Animals, nicht animals) ein, besonders als der beliebte Professor Dillamond (ein Esel) ermordet wird. Wir verfolgen Elphabas Schicksal in relativ großen Sprüngen, ihr politisches Engagement, ihre leidenschaftliche Affäre mit Fiyero, bei dessen Frau sie dann lebt, bis das Schicksal sie weitertreibt – zur letzten Begegnung mit dem Zauberer von Oz (einem indifferenten Wesen) und der wenig liebenswerten Dorothy.

Elphaba ist ein vielschichtiger Charakter, sie hat natürlich nichts mit der putzigen Welt des LFB gemeinsam; ihr Schicksal bewegt, ist traurig, regt zum Nachdenken an. Aber Maguire macht es einem nicht unbedingt leicht, dieses Schicksal mitzuverfolgen. In dem Bemühen, eine komplexe Welt einzufangen, ufert er zwangsläufig immer wieder aus, entschädigt dafür aber auch durch packende und durchaus komische Szenen.

Kurzum: Wer nicht mit der Musicalisierung der Welt zufrieden ist, wer sich seine Kindheitslektüre auf den Kopf stellen lassen will, wer eine interessante Fantasy-Welt entdecken will, der soll meinem Beispiel folgen – und endlich das Buch lesen!