Welcome to Thebes

“I wanted ancient Greek mythology to meet modern West African politics head-on. Athens became the richest country in the world and Thebes the poorest; a war-torn failed state,“ sagt Buffini über ihr neues Stück. So hat sie also antike Mythologie und politische Gegenwart, vor allem auch durch Ell ...

“I wanted ancient Greek mythology to meet modern West African politics head-on. Athens became the richest country in the world and Thebes the poorest; a war-torn failed state,“ sagt Buffini über ihr neues Stück. So hat sie also antike Mythologie und politische Gegenwart, vor allem auch durch Ellen Johnson-Sirleafs demokratische Wahl zur Staatspräsidentin Liberias (2005) inspiriert, miteinander vermengt und ein packendes Stück geschaffen.

Theben wird als armes afrikanisches Land präsentiert, das von der demokratisch gewählten Eurydice geleitet wird; die braucht dringend Unterstützung – und Geld! – von einer Supermacht. Auftritt Theseus, erster Bürger Athens, der sich arrogant und herablassend gibt, eine persönlichen Ebene ins Spiel bringt, selbst offenbar Schwierigkeiten im eigenen Haus hat. Aber auch Tydeus, der Oppositionsführer (warlordmäßig), macht Eurydice das Leben schwer. Weil sie Polynices nicht bestatten lassen will (Antigone ist mehr verrückt als unbotmäßig), sucht er daraus politisches Kapital zu schlagen, was ihm aber misslingt. Es bleibt offen, wie weit Eurydice ihren demokratischen, feministisch akzentuierten Weg gehen kann. Dass Tiresias allen letztendlich Untergang prophezeit, auch dem mächtigen Athen, lässt uns an das blindwütige Schicksal glauben; gleichzeitig wird aber doch suggeriert, dass Menschen etwas verändern können.

Man mag darüber rätseln, wie sehr sich Buffini mit dem Schicksalstragödien-Konzept der Griechen selbst eine Falle stellt; Tatsache ist, dass sie ein spannendes politisches Drama geschaffen hat, das sich auch in der Lektüre beweisen kann. Ich hatte das Glück, die exzellente Aufführung im NT zu sehen (mit einem beeindruckenden Bühnenbild von Hatley). Das wär mal eine Übernahme bei den Festwochen wert, nicht immer nur die Bondy- und Castorf-Hadern!

London: faber&faber 2010; pp. 115

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Sprache
Deutsch
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Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2010
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