Etikettiert wird Gay mit “southern gothic” – und es wäre jammerschade, würde jemand deswegen seine Bücher nicht lesen.

Dies ist, so Gay, eine moderne Hänsel-und-Gretel Erzählung. Die Geschwister Tyler und Corrie finden heraus, dass der Leichenbestatter Fenton Breece nicht das Begräbnis geliefert hat, das er versprochen hat. Im weiteren Verlauf wird ihnen klar, dass Fenton die Toten verstümmelt und missbraucht. Mit einer Serie von Fotos versuchen sie Fenton zu erpressen, doch der hetzt den verrückten Killer Sutter auf sie, und plötzlich findet sich Tyler in einer alptraumhaft-absurden Verfolgungsjagd wieder, in der er gleichzeitig Verfolger und Verfolgter ist.

Eine Begegnung um die andere in der gottverlassenen Gegend erweist sich als Station von Tylers ‘rite de passage’, aber diese Entwicklung ist bitter zu bezahlen. Ich will hier nicht mehr verraten, denn die Ereignisse folgen einer satten Spannungskurve, aber so viel sei angemerkt: Man wid sich dem bizarre Szenario kaum entziehen können.

Dazu trägt auch die Sprache sehr viel bei, die man in ihrer Zerdehntheit und tödlichen Trägheit förmlich zu hören vermeint. Jedes “I reckon” nimmt bedrohliche Züge an, jede Konversation mit Sutter vermittelt, dass da etwas lauert, das man besser nicht kennen lernen will.

Niemand schreibt wie Gay, meinen manche Kritiker. Das mag vielleicht übertrieben sein, ich hatte ständing das Gefühl, dass hier jemand bei Cormac McCarthy in die Lehre gegangen ist. Aber das ist eigentlich nebensächlich, denn das, was uns Gay auftischt, ist mindestens so gut wie das, was andere Meister des Faches kochen. Höchst empfehlenswert!