Train Dreams

Hier habe ich einen noir von Johnson besprochen („Nobody Move“), aber in Wirklichkeit gibt es natürlich viel mehr von ihm zu entdecken, zum Beispiel diese Novelle, die in einer anderen Fassung bereits 2002 in der „Paris Review“ publiziert wurde.

Es ist die Geschichte Robert Grainiers, eines Wanderarbeiters Anfang des 20. Jahrhunderts, der bei der Eisenbahn arbeitet. Grainiers Leben ist hart, ein paar Episoden unterbrechen den Alltag (etwa gleich zu Beginn soll ein Chinese umgebracht werden, und Grainier findet sich plötzlich in der Gruppe, die ihn lynchen will), aber insgesamt konterkariert Grainiers Trott die Aufbrüche des frühen 20. Jahrhunderts. Aber er hat einen großen Trost - seine Frau und seine kleine Tochter. Als die in einem apokalyptischen Feuer umkommen, bleibt ein einsamer, ruheloser Grainier zurück, der nie ganz die Hoffnung aufgibt, seine Tochter doch noch zu finden.

Er stirbt 1968 - und monatelang bleibt sein Tod unentdeckt; ein passendes Ende für jemanden, der immer eine unbedeutende Existenz mit großen tragischen Momenten geführt hat.

Johnsons Sprache ist knapp und doch unglaublich expressiv. Ließe sich ein Land in Sprache umsetzen, Johnson wäre einer, der viel zum Gesamtbild beitrüge. Hier gilt es wirklich noch jemanden auch hierzulande zu entdecken, und ich hoffe, ich komme bald dazu, sein "Tree of Smoke" (2007) zu lesen, das in einem meiner Regale ruht.

London: Granta 2012; pp. 116

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
03.10.2012
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