The Voyage

Autor Murray Bail

Verlag London: MacLehose Press 2012 (1st: 2012); pp. 155

Bail, dem wir das großartige „Eucalyptus“ verdanken, hat eine dichte Novelle geschrieben, die das Gefühl hinterlässt, einen umfangreichen Roman (ohne Kapitel und mit herzlich wenigen Absätzen) gelesen zu haben.

Frank Delage, Mittvierziger, reist von Sydney nach Wien, um dort sein Klavier vorzustellen und Käufer zu finden; es klingt klarer und deutlicher als die hiesigen Bösendorfer und Steinways, aber es will ihm nicht gelingen, die richtigen Leute zu kontaktieren, noch dazu in einer freundlich-intriganten Stadt wie Wien. Da lernt er durch Zufall die Industriellenfamilie von Schalla kennen, Mäzene und Großbürger, in deren Haus Mahlers Klavier steht und Schiele-Zeichnungen nur so herumliegen.
Delage rettet dem Hausherrn möglicherweise das Leben, beginnt ein kurzes Verhältnis mit Amalia, der stets aristokratisch wirkenden Mutter, erliegt den Verführungskünsten der Tochter Elisabeth, mit der er per Schiff nach Sydney zurückreist. In Wien ist der auf die Familie angewiesen, verfällt ihr gewissermaßen; der eminente Musikkritiker, um sein Urteil gebeten, erklärt, dass das Delage-Klavier keinen Fehler verzeiht, gerade aber der Fehler, das leicht Schlampige, den Charme der europäischen Musik ausmacht; und der eminente Gegenwartskomponist nimmt sich des Pianos auf eigene Weise an.
Die Erzählung wechselt oft unvermutet von Wien aufs Schiff und zurück, sodass aufmerksame Lektüre notwendig ist; und ein bisschen Unsicherheit tut gut, denn dann ergeht es uns wir Frank, der mit den Wiener Zwischentönen nicht viel anzufangen weiß. Selbst bei den Schallas gilt für ihn: „[…] there was much to take in, moments to comprehend, the impression waiting to be classified, often conflicting, he was not accustomed to having the many different layers before him.“ Dennoch hat sich die Wienreise für ihn gelohnt – nicht finanziell, aber „spirituell.“
Bail kriegt das Viennese Flair recht gut hin, er schreibt präzise und aper?uhaft bisweilen; ein Vergnügen, sein Buch zu lesen – gerade auch für Wiener/innen!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2014
Link
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