The Time Traveler's Wife

Henry De Tamble ist 'chrono-displaced', das heißt, er reist in der Zeit ohne sein Verschwinden und Auftauchen beeinflussen zu können. Als wir ihn zum ersten Mal treffen, ist er an seinem normalen Arbeitsplatz, der Newberry Library in Chicago; er ist 28 und die schöne Frau, die in die Bibliothek ...

Henry De Tamble ist 'chrono-displaced', das heißt, er reist in der Zeit ohne sein Verschwinden und Auftauchen beeinflussen zu können. Als wir ihn zum ersten Mal treffen, ist er an seinem normalen Arbeitsplatz, der Newberry Library in Chicago; er ist 28 und die schöne Frau, die in die Bibliothek kommt und ihn offensichtlich kennt, ist Clare; sie ist gerade 20, und wir werden sie 2053 zum letzten Mal treffen. Inzwischen lernen wir Clare auch als Kind kennen, wir lernen Henry in allen Altersstufen kennen, wir sind bei seinem Tod dabei (Datum verrate ich hier nicht), wir treffen die Tochter der beiden – und natürlich Familien und Freundeskreis. Im Grunde dürfen wir eine lange, lange Beziehung mit-erleben, eine Beziehung, die allerdings in Sprüngen und nicht im Kontinuum existiert.

Niffeneggers Erstling wurde ein absoluter Erfolg; das Buch verkauft sich ausnehmend gut, die signierte Erstausgabe ist nur mehr um ein paar hundert Euro zu haben, und Lars van Trier, wenn ich mich recht erinnere, hat die Filmrechte erworben.

Niffenegger hat sehr geschickt Science-fiction-Elemente mit der klassischen Liebesgeschichte verknüpft und dabei immer wieder an alte Mythen erinnert. "Time is out of joint" hat schon bei Vonnegut funktioniert, das Fortgehen und Heimkommen ist mindestens so alt wie Odysseus, die tiefe Liebe über alle Zeiten hinaus ein ewiges Thema, das hier gleichsam wortwörtlich genommen wird. Das liest sich natürlich entsprechend bewegend: die Geschichte von der Frau, die geduldig wartet, die Geschichte vom Mann, der (fast) immer zurückkehren kann und der immer sehnsüchtig erwartet wird. Und Niffenegger trifft auch den richtigen Ton von Lebensfreude, Trauer, Verlust, Liebe, Schmerz – was immer man sich eben wünscht. Ich habe das Buch wirklich mit großem Vergnügen gelesen, mich aber dabei dennoch unentwegt gefragt: Gibt es eine dramaturgische Notwendigkeit für 500+ Seiten? Hätten es 200 nicht auch getan? Oder hätten es nicht doch 900 sein sollen? In gewisser Weise ist es zu lang geraten – aber würde man mich fragen, wo zu kürzen sei, ich wüsste keine rechte Antwort. Und da ich Leute kenne, die das Buch schon mehrmals gelesen haben und finden, es hätte ewig so weitergehen können, will ich also mit den 500 Seiten zufrieden sein. Durchaus empfehlenswert für den Sommer!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.05.2005
Link
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