The Thirteenth Tale

Setterfields Blockbuster transportiert uns – was Plot und Erzählhaltung betrifft – ins Viktorianische Zeitalter zurück, auch wenn die Geschichte in einer nicht ganz genau spezifizierten Gegenwart spielt.
Nahrung für die handelnden Personen (wie auch für Setterfield selbst) sind Austen, die Bron ...

Setterfields Blockbuster transportiert uns – was Plot und Erzählhaltung betrifft – ins Viktorianische Zeitalter zurück, auch wenn die Geschichte in einer nicht ganz genau spezifizierten Gegenwart spielt.

Nahrung für die handelnden Personen (wie auch für Setterfield selbst) sind Austen, die Brontës, Collins etc. Da wird gelesen, dass es eine Freude ist, da ist so viel 'bookish', dass man fast die durchaus konventionelle Geschichte von Verstrickung und Schuld und Bizarrem und Landgut und Geistern und wasauchimmer vergessen könnte.

Die junge Margaret Lea, die ihrem Vater in seinem Antiquariat in Cambridge hilft und ein paar biografische Aufsätze veröffentlich hat, wird von der 80+-jährigen Erfolgsautorin Vida Winter in ihr Haus gerufen, damit sie Winters Biografie verfasst. Bald stellt sich heraus, dass Winter eher Geschichten als die Wahrheit erzählt – oder doch nicht? Sind die wildesten Geschichten gar jene, die die Wahrheit enthalten?

Eine Mischung aus Recherche und Erzählung macht uns mit dem Leben Vida Winters, einem der Angelfield-Zwillinge, die unter bizarren Verhältnissen heranwachsen, vertraut. Aber wie all die Unstimmigkeiten, die seltsamen Ereignisse, die Todesfälle, die ungeklärte Herkunft, wie all, das, was in einen 'gothic thriller' gehört, erklären? Reicht die Zwillings-Theorie aus?

Man sieht schon aus meinen Andeutungen – es handelt sich um eine vertrackte Geschichte von Liebe und Schuld, von mysteriösen Vorgängen, angesiedelt im dazu passenden mysteriösen Haus.

Setterfield spielt geschickt auf der bekannten Klaviatur, und das Buch schafft es tatsächlich: einfach eine gute Geschichte zu erzählen, die immer spannend bleibt. Das macht den Roman noch nicht zum großen literarischen Ereignis, wie mancherorts behauptet wird, aber es macht ihn zur gepflegt-gehobenen Spannungsliteratur, und man kann sich gut die Leser/innen im Fauteuil oder auf der Chaiselongue vorstellen. Für mich ist Setterfield allerdings dann am glaubhaftesten, wenn sie die Faszination für Literatur beschreibt; und uns in Antiquariate oder zu Bücherschränken führt. Das entschädigt für manches Versatzstück, dem wir ausgeliefert sind. Ein idealer Wochenendroman!

London: Orion 200

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.03.2007
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/the-thirteenth-tale.html
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