The Teleportation Accident

Verlag London: Sceptre 2012; pp. 357

Absolut großartig! Nicht, dass ich nun wirklich vermitteln könnte, worum es in Beaumonts zweiten Roman geht, denn er ist eine bizarre Mischung aus Komödie, Noir, SF und was weiß ich noch allem.

Oder ist es doch ein historischer Roman, bei dem der Protagonist Geschichte absolut verkennt; zum Beispiel dann, wenn er eine Bücherverbrennung der Nazis für ein Stück Avantgardekunst hält oder wenn er vor dem Ausschuss für unamerikanische Tätigkeit eine Farce präsentiert. Geschichte wiederholt sich ja bekanntlich als Farce.

Das Buch beginnt in Berlin im Jahre 1931 und endet in Los Angeles im Jahre 19310 – zugegeben, das ist nur einer der vier Schlüsse, aber trotzdem…

Protagonist ist Egon Loeser, loser par excellence und losgelöst von der Wirklichkeit. Er ist Bühnenbildner und besessen von einem Italiener, Adriano Lavicini, einem Bühnenbildner des 17. Jahrhunderts. Leider wird ihm die Idee, Lavicinis Teleportationsunfall zu wiederholen, von einem windigen englischen Schriftsteller gestohlen, der damit Erfolg hat – und der auch viel Erfolg bei Sex mit Männern und Frauen hat. Da liegt nämlich Loesers eigentliches Problem: Niemand will mit ihm schlafen, schon gar nicht die begehrenswerte Adele Hitler (keine Verwandte), die mit ganz Berlin schläft. Als sie nach Paris reist, folgt er ihr, als sie nach Los Angeles reist, folgt er ihr erneut. Dabei trifft der meist übellaunige Loeser immer wieder auf die alte Clique aus Berlin, auf Schwindler und Karrieristen.

In Los Angeles freundet er sich mit einem Millionär, Wilbur Gorge, an, der Loeser  zum Spionieren ans CalTech-Institut dirigiert, wo jemand angeblich einen Teleportation Device entwickelt. Gorge ist einer der schrulligsten Charaktere des Romans, denn er leidet an ontologischer Agnosie, d.h. er kann Objekt und Repräsentation des Objekts nicht unterscheiden.

Es sind zu viele abstruse Details, die miteinander verwoben sind, um dem Buch hier auch nur einigermaßen gerecht werden zu können; und die Zeitdimensionen verschwimmen zusehends, sodass es beim Lesen auch gleich ein sportliches Unterfangen werden kann zu überprüfen, was da historisch alles möglich ist. Eckpunkte liefern etwa die Namen: Brecht scheint allgegenwärtig und wird von Loeser zutiefst gehasst, Jimmy (Joyce) und Hem (Hemingway) tauchen auf, Lovecraft wird häufig genannt, aber auch auf Heidegger und Rilke wird Bezug genommen. Und immer wieder muss man da beim Lesen natürlich an Vonneguts Tralfamadore und Adams‘ Zeitsprünge denken.

Was Beaumonts Buch noch auszeichnet, ist die gedrechselte Sprache, die das Lesevergnügen um einen weiteren Grad erhöht. Ich habe jedenfalls schon lange keinen so packenden und unterhaltsamen Roman gelesen. Nicht versäumen!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2013
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/the-teleportation-accident.html
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