The Sympathizer

Autor NGUYEN, Viet Thanh

Verlag London: Corsair 2015

Das ist zuerst einmal ein kluges Buch, vielleicht ein zu kluges. Gleichzeitig ist es Spionageroman, Identitätsroman, Universitätsroman, politischer Roman, Filmroman etc. etc. Und wer von so vielem etwas bekommt, den plagen vielleicht Verdauungsschwierigkeiten.

Das Buch beginnt 1975, mit dem Fall Saigons. Der namenlose Erzähler, Kind eines französischen Priesters und eines vietnamesischen Mädchens, „ein Bastard“ also, hat die duale Natur seiner Existenz von Geburt an mitgefühlt. “I am a spy, a sleeper, a spook, a man of two faces. Perhaps not surprisingly, I am also a man of two minds, ... able to see any issue from both sides”, sagt er von sich selbst. In letzter Sekunde wird er, gegen seinen Willen, als Stabsmitarbeiter des Generals, der dann freudig von den USA aus alle möglichen antikommunistischen Aktionen zu unterstützen sucht, gerettet. Der Erzähler soll aber ein Auge auf den General haben, er arbeitet für die Nordvietnamesen (personifiziert durch Man) und mit dem nach Rache dürstenden Bon zusammen; alle drei besuchten einst gemeinsam die Schule. Genug Stoff für Konflikt und Betrug.

Der Erzähler, Spion und Flüchtling, landet an der Universität in Los Angeles, der satirische Teil beginnt. Etwas später soll er im Auftrag eines berühmten Regisseurs (unverhohlen Coppola) Vietnamesen als Komparsen für dessen Vietnam-Film auftreiben. Aber die politische Vergangenheit ruht nicht, der General will nach Vietnam, um zu putschen. Man befiehlt dem Erzähler, in Amerika zu bleiben, doch dieser will seinen Freund Bon retten; er schließt sich der Armee des Generals an…

Wie gesagt, die Geschichte ist überbordend, zum Teil ist es auch die Sprache. Das macht die Lektüre nicht leicht, aber insgesamt lohnt sie sich doch, insbesondere dann, wenn Sie sich ein bisschen für Vietnam (aus unamerikanischer Sicht) interessieren. Das Buch hat, zu Recht, heuer den begehrten Pulitzer Preis gewonnen, wobei es – so nebenbei – ganz interessant ist, dass der Pulitzer Preis 2013 („The Orphan Master’s Son“, s. Archiv) auch im asiatischen Raum spielt (desgleichen Booker 2014; Flanagans Roman). Ob da irgendeine Form von Aufarbeitung vor sich geht?

pp. 371

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.06.2016
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/the-sympathizer.html
Kostenpflichtig
nein