The Seven Days of Peter Crumb

Natürlich denkt man gleich an "American Psycho", wenn man Glynns Debutroman liest. Das Böse ist diesmal in Hackney zuhause, und der Titelheld, der weiß, dass er noch sieben Tage leben wird, nutzt diese sieben Tage weidlich, um eine Handvoll Menschen auf bestialische Weise zu töten.
Erklärt wir ...

Natürlich denkt man gleich an "American Psycho", wenn man Glynns Debutroman liest. Das Böse ist diesmal in Hackney zuhause, und der Titelheld, der weiß, dass er noch sieben Tage leben wird, nutzt diese sieben Tage weidlich, um eine Handvoll Menschen auf bestialische Weise zu töten.

Erklärt wird sein Verhalten durch eine massive Persönlichkeitsspaltung und die Tatsache, dass auch ihm Schreckliches widerfahren ist. Das ist aber nur eine Fingerübung, denn es gibt in diesem Buch absolut kein moralisches Zentrum, es gibt auch keine sichtbare Ordnungsmacht – die Polizei erweist sich als höflich-inkompetent und durch eine Ironie des Schicksal avanciert Crumb sogar zum Helden, was ihn ein wenig in die Jekyll&Hyde-Tradition verweist. Die Persönlichkeiten machen sich in unterschiedlicher Intensität bemerkbar, und wo Crumb nur als "fucking twat" wahrgenommen wird, von dem man weiß, dass er halt irgendwie spinnt, da ist auch jener methodisch-grausame Crumb, bei dem sich die Mägen der Leser/innen umdrehen.

Warum derlei lesen? Glynn gibt nicht nur ein ausgezeichnetes Psychogramm, er liefert dies auch in einer knappen, knisternden Sprache, die uns gefangen nimmt. Seit langem wieder hab ich mich dabei ertappt, ein Wort um das andere nachzuschlagen, weil die Wortwahl einfach zum Lese"vergnügen" beigetragen hat. Kein Buch, das man unbedingt seinen Schülerinnen und Schülern in die Hand drücken muss, das aber dennoch ein lesenswertes Stück Gegenwartsliteratur ist.

London: Portobello Books 2007

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2008
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/the-seven-days-of-peter-crumb.html
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