The Sellout

Autor BEATTY, Paul

Verlag New York: Picador 2016

Dies ist also der Gewinner des Man Booker 2016 – und wie schon im Vorjahr ist es ein Roman voller Atemlosigkeit, nicht unbedingt wegen der Spannung oder der Wiedergabe schnelllebiger Zeit, sondern ganz einfach weil das Buch eine überbordende Satire ist, die überall hinschlägt.

Dabei weiß man nicht ganz genau, wer aller getroffen werden sollte. Schon der lange Prolog beginnt mit einem schönen ‚setting the scene‘-Satz: „This may be hard to believe, coming from a black man, but I’ve never stolen anything.“

Ich-Erzähler Me, von der Black Community “The Sellout” genannt, nicht zuletzt deswegen, weil er nicht in die Fußstapfen seines Bürgerrechtsvaters (mit absurden Überhöhungen) treten will und kann, lebt in Dickens, das von der Landkarte verschwinden soll. Dickens ist ein ‚agrarian ghetto‘ südlich von L.A., und es naht die Gentrifizierung. Aber Me hat einen Plan, der ihn schließlich vor den Supreme Court bringt. Mit der Unterstützung des letzten ‚Little Rascals‘ (rassistische TV-Sendung der 50er), Hominy Jenkins, führt er Sklaverei (Hominy gleichsam als Uncle Tom) und Segregation in der Schule wieder ein; wenn das keine Aufmerksamkeit für Dickens bringt, was dann? Dort, wo Blackness schon Teil der Popkultur ist, braucht es ausgefallene Strategien, um sich behaupten zu können. Me findet: “The black experience used to come with lots of bullshit, but at least there was some fucking privacy.”

Aber das ist eigentlich alles nicht das Wesentliche; das Wesentliche ist die Zeichnung von zahlreichen bizarr-witzigen Charakteren, etwa den schwarzen Intellektuellen (The Dum Dum Donut Intellectuals), Mr Foy, der Huck Finn ‚auf Schwarz‘ umschreibt, Mes große Liebe, Marpessa, die Busfahren so betreibt wie Godard Filmemachen.

Im Grunde ist das Buch kaum nachzuerzählen, mit seinen zahlreichen Aperçus, Querverweisen, Anspielungen, Wortwitzen; manche Leser/innen können dabei ununterbrochen lachen, mir war es fast ein bisschen zu anstrengend (obwohl ich mich gut dabei unterhalten habe). Wer wahrscheinlich nicht lacht (und auch nicht liest), sind die ‚angry young/old white men‘, die Trump gewählt haben. Aber die haben sowieso auch künftighin nichts zum Lachen.

pp. 288

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.12.2016
Link
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