Hays Buchhandelsroman (vgl. etwa "The Archivist" oder die Dunning-Krimis) wurde einige Zeit ziemlich gehypt, und ich hab mir vorsichtshalber eine signierte Ausgabe ins Regal gestellt, glaube aber nicht, dass ich damit etwas Rares (in der mehrfachen Bedeutung) erworben habe.

Rosemary Savage kommt nach dem Tod ihrer Mutter (einer Modistin) aus Tasmanien ins New York der 70er-Jahre und findet Arbeit in "The Arcade", einer labyrinthischen Buchhandlung, die natürlich an "The Strand" erinnert (wo Hay, eine Australierin, auch gearbeitet hat). Dort trifft sie auf eine Vielzahl seltsamer Charaktere: den autokratischen George Pike, Besitzer des Labyrinths, den Albino Walter Geist, mit dem sie eine seltsame Affäre verbindet; den gelehrten, aber unnahbaren Chef der Nonfiction-Abteilung Oscar; den transsexuellen Pearl und einige andere mehr.

Einerseits beschäftigt uns in dem Roman der Eintritt der 18-jährigen Rosemary ins Leben, beschäftigt uns auch deswegen, weil sie bisweilen gar zu naiv (auch, was ihre literarische Bildung betrifft), ist; zum anderen erleben wir die Welt einer großen Buchhandlung (für mich der interessanteste Teil); und zum dritten gibt es ein 'bibliomystery', nämlich die Jagd nach einem verschollenen Melville-Romanmanuskript, das angeblich gefunden worden sein soll. (Melvilles "Isle of the Cross" existierte tatsächlich, ist allerdings nach der Ablehnung durch den Verlag verschwunden.) All das ergibt eine ganz unterhaltsame, aber nicht unbedingt stimmige Geschichte, von der ich mir natürlich, nach dem Hype, weitaus mehr erwartet hätte. Den Fans von 'bibliomysteries' schon zu empfehlen, den gelegentlichen Leserinnen und Lesern des Subgenres wird aber mit Blocks Bernie Rhodenbarr (s. Archiv) mehr geholfen sein.