The Schopenhauer Cure

Yalom, emeritierter Psychiatrie-Professor und Psychotherapeut, hat nicht nur ein paar 'classic textbooks', sondern auch eine Handvoll Romane geschrieben, in die er seine Erfahrungen hineinverarbeitet hat.
In "The Schopenhauer Cure" geht es vor allem um Julius Hertzfeld, einen Psychotherapeuten ...

Yalom, emeritierter Psychiatrie-Professor und Psychotherapeut, hat nicht nur ein paar 'classic textbooks', sondern auch eine Handvoll Romane geschrieben, in die er seine Erfahrungen hineinverarbeitet hat.

In "The Schopenhauer Cure" geht es vor allem um Julius Hertzfeld, einen Psychotherapeuten in San Francisco, bei dem ein bösartiges Melanom diagnostiziert wird. Julius beschließt, seine Fälle Revue passieren zu lassen, und interessiert sich besonders für die gescheiterten Therapien. Eine der ganz wenigen davon ist die des gefühlskalten, sexbesessenen Philip, der nach drei Jahren seine Therapie abgebrochen hat.

Philip ist nun nicht weniger gefühlskalt, aber er hat sich selbst von seiner Sexbesessenheit geheilt – und das einzig und allein mit den Schriften des misanthropischen Arthur Schopenhauer. Da Philip selbst eine Art Therapeut cum Philosoph werden will und eine Referenz braucht, zwingt ihn Julius in seine Gesprächsgruppe, in der Philip durch seine distanzierte, aber auch schonungslose Art für einige unvorhergesehene Ausbrüche sorgt. Die Gesprächsgruppe selbst ist bunt (und für uns als Leser/innen) interessant zusammengewürfelt und gibt Yalom die Gelegenheit, Schicksale aufzubereiten, u. U. miteinander zu verknüpfen und für allerlei Neugier zu sorgen. Die beste Verknüpfung ist allerdings die mit Arthur Schopenhauer, und bevor das Buch seinem durchaus therapeutisch-harmonischen Akzeptanz-Ende zugeht, erfahren wir so viel über Schopenhauers Leben und Ansichten, dass wir wirklich Lust bekommen, wieder zur wohlfeilen Diogenes-Ausgabe zu greifen.

Yalom hat also nicht nur einen hübsch-verzweigten Roman aus der Welt der Therapie geschrieben, er hat es tatsächlich geschafft, über einen misanthropen Charakter, der ganz verzweifelt an seiner Menschenfeindlichkeit gearbeitet hat, ein ordentliches Maß an 'consolatio philosophiae' zu vermitteln. Auf also zu "When Nietzsche Wept".

New York: HarperPerennial 2006

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2007
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