The Road

Jim Crace hat etwas Ähnliches geschrieben ("The Pesthouse"; s. Archiv), Thomas Glavinic hätte mit "Die Arbeit der Nacht" wohl gerne so etwas geschrieben – McCarthy aber hat sich seiner Arbeit mit seltener Bravour entledigt.
Wir befinden uns in einem post-apokalyptischen Amerika: grau, kalt, reg ...

Jim Crace hat etwas Ähnliches geschrieben ("The Pesthouse"; s. Archiv), Thomas Glavinic hätte mit "Die Arbeit der Nacht" wohl gerne so etwas geschrieben – McCarthy aber hat sich seiner Arbeit mit seltener Bravour entledigt.

Wir befinden uns in einem post-apokalyptischen Amerika: grau, kalt, regnerisch, verseucht. Ein namenloser Mann und sein etwa zehnjähriger Sohn wandern die lange Straße zum Meer, durch Tage der absoluten Hoffnungslosigkeit. Öfters hungern sie als dass sie zufällig etwas zu essen finden, öfters fliehen sie (vor organisierten Gruppen von Kannibalen), als dass sie ihren Weg verfolgen können. Immer wieder scheint das Ende nahe, doch weil sie an sich selbst glauben, vor allem aber, weil der Mann von einer unerschütterlichen Liebe zu seinem Sohn getragen ist, kommen sie doch Stück um Stück vorwärts. Endlich am Meer angelangt, fragen sie sich, warum das ihr Ziel gewesen sein soll. Es ist dies nicht nur das Ende der Straße, sondern auch das Ende einer Mission, eines Lebenszwecks, und konsequenterweise tut sich auch nur ein ganz kleines Türchen auf, das an Weiterleben denken lässt.

McCarthys Amerika ist schaurig und trist – da sind Hoffnungsstrahlen eigentlich fehl am Platz. Wo bei Crace noch umgekehrt werden kann, da bleibt bei McCarthy eine fast automatisierte, aber keineswegs motivierte Selbsterhaltung. Selten findet sich in der Literatur ein so konsequent durchkonstruiertes Bild an Schrecken und Hoffnungslosigkeit.

Verstärkt wird dieses Bild durch McCarthys klare, einfache Sprache, die durch ein Stakkato von Kurzsätzen eine Beklemmung und Enge kreiert, die die Leser/innen in ihren Bann ziehen. Selbst wenn der Junge manchmal nur auf ein "Okay" reduziert wird, so hat dies etwas von einer schaurigen Hoffnungslosigkeit, die Ihresgleichen sucht.

McCarthy wurde schon für seine lakonische "Borders"-Trilogie genug gelobt, aber mit "The Road" hat er wohl sein Meisterstück geliefert, das gleichzeitig am zugänglichsten und packendsten von allen seinen Romanen ist.

London: Picador 2006

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2007
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