The Quickening Maze

Anselm Glück erzählt die Anekdote über den ‘peasant poet’ John Clare (1793-1864): Als die Königin die Nervenheilanstalt besuchte, in der auch Clare untergebracht war, behauptete er nach ihrem Besuch, sie habe mit ihm gesprochen. Befragt, was sie gesagt habe, da niemand die Königin mit Clare spre ...

Anselm Glück erzählt die Anekdote über den ‘peasant poet’ John Clare (1793-1864): Als die Königin die Nervenheilanstalt besuchte, in der auch Clare untergebracht war, behauptete er nach ihrem Besuch, sie habe mit ihm gesprochen. Befragt, was sie gesagt habe, da niemand die Königin mit Clare sprechen sah, antwortete er, sie habe nur gesagt: “I am John Clare.” (Ob ihm da sein berühmtes “I am”-Gedicht hineingerutscht ist?)

Das war nicht immer so. In diesem Romanerstling von Foulds ist Clare in der Nervenheilanstalt von Dr. Matthew Allen (in der Zeit von 1837-41) und hält sich meistens für einen Boxer oder für Lord Byron (dessen Gedichte er auch zum Teil neu schreibt). Clare ist ein schwieriger Patient, er verbringt die Zeit lieber weit weg von der Anstalt und macht sich am Schluss auch auf, von Epping Forst nach Hause zu marschieren, wo er meint, in seiner Frau seine Jugendliebe zu erkennen.

Neben Clare taucht ein anderer Dichter (a poet in the making) in Epping auf: Tennyson, gramerfüllt und unnahbar, der seinen Bruder Septimus, der bei Allen unterkommt, begleitet. Allen zeigt großes Interesse an seinen Patientinnen und Patienten, muss aber gleichzeitig einen harten finanziellen Überlebenskampf führen, der ihn allerlei Sonderbares erfinden lässt. Interesse zeigt auch Allens 17-jährige Tochter Hannah – aber nur an Alfred Tennyson, den sie gern umgarnen würde.

Foulds führt uns seine Personen in einem exzellent recherchierten, weitgehend getreuen historischen Kontext vor; er tut dies in vielen Vignetten, eingebettet in den Jahresablauf, er tut dies in einer präzise gesetzten Sprache, in der die kleinen Gesten ebenso bedeutsam sind wie die großen. Wenn etwa Tennyson über seine Pfeife und den Tabak spricht, dann entsteht in ein paar Sätzen schlicht und einfach ein schönes Tableau.

Schließlich und endlich aber macht der Roman neugierig aufs (Wieder)Lesen von Clares Gedichten. Und das ist auch nicht das Schlechteste, was sich über ein Buch sagen lässt: dass es neugierig macht auf seine Protagonisten.

 

London: Jonathan Cape 2009; pp. 259

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2009
Link
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