Um es gleich vorwegzunehmen – ich hab mich hindurchgekämpft. Dabei habe ich mein gerüttelt Maß an What-if-Romanen gelesen, aber Roths Szenario ist nicht so, dass ich es zu den wirklich packenden zählen möchte.

1940 – der mit den Nazis sympathisierende Charles Lindbergh gewinnt die Wahlen gegen Roosevelt und in den Staaten bricht eine Zeit der Verfolgung und des Staatsterrors an. Roth hat das gewissermaßen 'autobiographisch' aufgehängt, das heißt: Wohnung in Weequahic, Bruder Sandy etc. Hautnah müssen sie die Diskriminierung von Juden (zB im Hotel) erfahren. Aber der siebenjährige Phil ist nicht wirklich an den politischen Vorgängen interessiert, ihm ist nur das Schicksal seiner Briefmarkensammlung wichtig – die natürlich die heile Welt (und ihren Verlust) metonymisiert. Die Perspektive des Siebenjährigen macht das Buch mitunter durchaus witzig, die politischen Ereignisse hingegen bleiben oft farblos oder von einer so raschen "Faktizität", dass sie einen nicht wirklich berühren.

Nur dort, wo durchschimmert, dass mit der pogromartigen Stimmung, mit den Verboten und Schikanen auch das Amerika des George W. Bush gemeint sein könnte, vermag das Buch zu fesseln: aber das ist vielleicht eine europäische Lesart, die in den Staaten nicht so große Verbreitung finden dürfte. Dabei sollte man hüben wie drüben merken: "It can't happen here? My friends, it is happening here."

Roth-Leser/innen werden das Buch allein schon deswegen mit Interesse lesen, weil es vom Roth-Kanon etwas abweicht (wenig Sex, dafür viel mehr Witz beispielsweise); wer aber Roth mit diesem Buch entdecken will, wird möglicherweise ziemlich enttäuscht sein.