The Other Hand

Dieses Buch von Cleave wird mit fast noch mehr Lob überhäuft als sein (mittlerweile verfilmter) Roman „Incendiary“ (s. Archiv).
Diesmal erzählt uns Cleave eine globalisierte Geschichte, die ein bisschen an die Grausamkeiten in Elmore Leonards „Pagan Babies“ erinnert.
Die sechzehnjährige Little ...

Dieses Buch von Cleave wird mit fast noch mehr Lob überhäuft als sein (mittlerweile verfilmter) Roman „Incendiary“ (s. Archiv).

Diesmal erzählt uns Cleave eine globalisierte Geschichte, die ein bisschen an die Grausamkeiten in Elmore Leonards „Pagan Babies“ erinnert.

Die sechzehnjährige Little Bee ist aus Nigeria geflohen und hat zwei Jahre in einem Anhaltelager in England verbracht; sie versucht für Männer unattraktiv zu sein und gut Englisch zu lernen ("Excuse me for learning your language properly. I am here to tell you a real story. I did not come here to talk to you about the bright African colours.")

Für beides hat sie gute Gründe. Eines Tages kann sie mit drei anderen Mädchen entkommen und wendet sich an den einzigen Engländer, den sie von früher kennt, den Journalisten Andrew O’Rourke. Als dieser Selbstmord begeht, findet sie bei seiner Frau Unterschlupf, mit der sie auch ein besonderer Vorfall verbindet. Die O’Rourkes leben mit dem kleinen Sohn, der einen Batman-Tick hat, in der schattigen Vorstadt, und ihr Leben hat sich vor einiger Zeit mit dem von Little Bee gekreuzt, als das Ehepaar in Nigeria auf Urlaub weilte.

Was dann folgt, ist ein Alptraum aus Machthaberei, Gewalt und Schrecken, an Indifferenz und Grausamkeit. Nichts davon sei hier verraten, um nicht die Spannung zu nehmen. Ja, Cleave schrammt, wie in „Incendiary“ am Kitsch vorbei, aber da ist dann doch so viel an tatsächlichen Vorfällen, dass uns die Geschichte nicht mehr loslässt, und mit Sarah steuern wir auf ein Ende zu, das zwar nicht glaubwürdig ist, uns aber doch ziemlich atemlos zurücklässt.

Wie bei allen Politreißern gehen da manchmal die Sätze und Wörter durch, aber Cleave hat den Roman recht geschickt konstruiert, und seine Little Bee ist, ungeachtet der Tatsache, wie sie im fremden Land wahrgenommen wird, ein kluges, ein philosophisches Mädchen. Und als Aufrüttelliteratur für Jugendliche ist das ganz bestimmt ein wichtiges Buch; man wünscht sich nur, die Leser/innen ließen sich dadurch auch für die hiesigen Zustände und den heimischen Umgang mit Flüchtlingen aufrütteln und nicht nur dafür, was im fernen Nigeria passiert (ist).

London: Sceptre 2008; pp. 378

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.04.2010
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/gegenwartsliteratur/detail/the-other-hand.html
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