Simon Gray, dessen "Butley" (mit Alan Bates, dem dieses Stück gewidmet ist) nun endlich auf DVD erhältlich ist, hat ein neues Stück geschrieben, das sich nicht nur stellenweise dem Theatralischen entgegenstellt, sondern das auch eine gewisse Behäbigkeit der Geschichte selbst zelebriert.

Schauplatz ist die Villa I Tatti unweit des Florenz von 1937, in der der gealterte Kunsthistoriker Bernard Berenson mit seiner Frau und seiner Geliebten wohnt. Zum letzten Mal wird er vom nicht unumstrittenen Kunsthändler Joseph Duveen aufgesucht, der von ihm erreichen will, dass er beim Streit um das Bild "The Adoration of the Shepherds" zumindest Stillschweigen bewahrt. Berenson hat das Bild als einen Tizian identifiziert, aber es bestehen berechtigte Zweifel daran. Duveen will es als einen Giorgione verkaufen und sich das lukrative Geschäft nicht durch ein Dazwischenfunken Berensons verderben lassen. Berenson bleibt aber stur, schlägt alle Angebote aus, setzt sich gegen alle durch - und weiß, dass er damit gleich mehrerer Abschiede eingeläutet hat.

Im Hintergrund wird schon Mussolinis Stimme vernehmbar, und auch wenn Berenson von ihm als "The Duck" spricht, so ist doch die Lebenswelt, die uns hier präsentiert wird, dem Untergang geweiht.

Gray hat, wie schon erwähnt, zahlreiche Passagen in dem Stück, die wie ein Aufsatz wirken oder zumindest "Talking Heads"-Charakter haben, aber die Inszenierung von Harold Pinter (mit Edward Fox und Peter Bowles) zeigt immerhin beschwingte Gravität. Vielleicht reicht es auch, "The Old Masters" (schöne Doppelbedeutung) als Lesedrama zu nehmen und sich für Berenson und Duveen als historische Figuren zu interessieren.

Das Bild dürfte übrigens ein Giorgione sein.