The Humbling

Warum die Lesewelt von Roth immer noch erwartet, dass er ‚funny‘ sein muss, ist mir ein Rätsel; für mich schwankt er schon seit „The Breast“ zwischen Bubenhumor und – seit geraumer Zeit – Abgesang. Aber ich lese diese Abgesänge gerne (denken Sie bloß an „The Dying Animal“), und mit seinem neuen ...

Warum die Lesewelt von Roth immer noch erwartet, dass er ‚funny‘ sein muss, ist mir ein Rätsel; für mich schwankt er schon seit „The Breast“ zwischen Bubenhumor und – seit geraumer Zeit – Abgesang. Aber ich lese diese Abgesänge gerne (denken Sie bloß an „The Dying Animal“), und mit seinem neuen Kurzroman macht er diesen Abgesang besonders unbequem, denn der berufliche Absturz aus heiterem Himmel wird von einem prolongierten sexuellen (beziehungsgeflechtigen) begleitet.

Simon Axler, 65-Jähriger Theaterstar, floppt in „Macbeth“ und „The Tempest“ so grundlegend, dass ihm nur der schleunige Abschied von der Bühne bleibt; für ein halbes Jahr zieht er sich in ein Sanatorium zurück, wo er den interessantesten Charakter des Buches, eine Frau, die ihren zweiten Ehemann dabei erwischt hat, wie er die achtjährige Tochter missbraucht.

Simon zieht sich dann auf seine Ranch zurück, lernt die 40Jährige Pegeen (vgl. „The Playboy oft he Western World“) kennen, deren Eltern mit ihm mehr oder weniger befreundet sind und die sich gerade aus einer mehrjährigen lesbischen Beziehung gelöst hat. Es beginnt der Sex – zwischen Simon und Pegeen, zwischen den beiden und imaginierten und echten Partnerinnen; als Simon meint, Pegeen wolle ein Kind von ihm, beschleunigt er seine Erniedrigung, indem er der Sache ungeheuren Ernst beimisst. So viel Blindheit kann nur in die Katastrophe führen.

Das liest sich deswegen gut, weil Roth immer noch gekonnt seine Sätze drechselt, sparsam bleibt, wo Sparsamkeit angesagt ist, ein bisschen Drastik untermengt, wenn die Leser/innen einen kleinen Kick brauchen.

Gleichzeitig aber sind Abgesänge immer ein bisschen erbärmlich, weil auch so unendlich selbstverliebt. Roth scheint sich der Generation zu widmen, die beruflich und im Bett noch gerne einmal einen hochgekriegt hätte – und diese verständliche Obsession beginnt ein klein wenig zu ermüden. Nehmen wir „The Humbling“ also als einen besorgten Zwischenbericht und warten geduldig auf einen etwas größeren Wurf.

London: Jonathan Cape 2009; pp. 140

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2009
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